: Hafen heimlich öko geworden
ENERGIE Im Hafen gibt es seit Wochen eine funktionsfähige Anlage für sauberen Strom für Kreuzfahrtschiffe – aber niemand darf es wissen
Monika Griefahn, Aida
Klammheimlich wurde die Landstromanlage für Kreuzfahrtschiffe am Cruise-Terminal in Altona fertiggestellt. Schon seit 18. Dezember 2015 sei sie nach erfolgreichen Tests „betriebsbereit“, erklärte die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) auf Anfrage. Die Inbetriebnahme werde aber erst im Juni erfolgen, wenn der erste dafür ausgerüstete Luxusliner den Hafen anlaufen werde, so die HPA weiter. Warum die Existenz diese Vorzeigeprojekts seit fast drei Wochen verschwiegen wird, konnte auch die übergeordnete Wirtschaftsbehörde nicht erklären.
Erst am 3. Juni, einen Monat nach dem Hafengeburtstag, soll die „Aida Sol“ in Altona festmachen. Sie wird als weltweit erstes Kreuzfahrtschiff bereits seit dem 30. Mai 2015 während der Liegezeit am Terminal Hafencity mit sauberem Flüssigerdgas (LNG) versorgt, das von der LNG-Hybrid-Barge „Hummel“ produziert wird. Dieses schwimmende Gaskraftwerk ist ein erster effektiver Beitrag zu einer umweltfreundlichen Energieversorgung von großen Schiffen. Das sei „ein wichtiger Schritt zu einem umweltfreundlichen Hafen“, sagte damals der grüne Umweltsenator Jens Kerstan.
Die „Aida Sol“ kann alternativ auch über einen Landstromanschluss versorgt werden, der nun am Terminal Altona bereit steht. „Für uns sind wirtschaftlicher Erfolg und nachhaltiges Handeln kein Widerspruch“, stellt Monika Griefahn, Umweltdirektorin bei der größten deutschen Kreuzfahrtreederei Aida, in ihrem am Nachhaltigkeitsbericht 2015 fest.
Die Landstromanlage, die von den Grünen in der schwarz-grünen Koalition seit 2008 vorangetrieben wurde, war 2013 auf knapp neun Millionen Euro kalkuliert worden. Eine zweite Anlage am Terminal Hafencity wurde auf den doppelten Preis geschätzt und wurde deshalb nicht gebaut. Stattdessen schwimmt dort die LNG-Barge. Das dritte Terminal auf Steinwerder soll ebenfalls über eine Barge versorgt werden.
Zumindest in Altona gehörten nun „laufende, stinkende Motoren von Kreuzfahrtschiffen weitestgehend der Vergangenheit an“, kommentiert der grüne Fraktionschef Anjes Tjarks. „Das macht den Hafen grüner, lebenswerter und sauberer.“ Sven-Michael Veit
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