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Es geht auch nachhaltig

ARBEIT Mit einem "Orientierungszentrum" wollen das Jobcenter und ein Personaldienstleister Flüchtlingen dabei helfen, in der Gesellschaft anzukommen – und damit auch im Arbeitsmarkt

„Alle müssen sich erst einmal in der Stadt, in der sie nun leben, zurechtfinden und sicher fühlen“

Sebastian Hennies, Regionalleiter des Personaldienstleisters Mikro Partner GmbH

Um Flüchtlingen die Integration in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, hat im Juli vergangenen Jahres das Jobcenter ein „Orientierungszentrum für Flüchtlinge“ eingerichtet. Gemeinsam mit dem Betreiber der Maßnahme, dem Personaldienstleister Mikro Partner GmbH hat es am gestrigen Montag das Zentrum vorgestellt.

„Wir haben die Notwendigkeit erkannt, dass man mit vielen der Flüchtlinge, die zu uns kommen, weitaus mehr Zeit verbringen muss, als wir es leisten können“, sagt Christian Ludwig vom Jobcenter. Grund dafür sei freilich nicht das ohnehin bekannte dortige Personal-Defizit: „Diese Menschen brauchen Dinge wie psychologische Betreuung aufgrund von Kriegs- und Fluchttraumata und Orientierungshilfen in ihrem neuen Lebensumfeld.“ Das könne das Jobcenter nicht leisten.

„Deswegen haben wir beschlossen, eine auf sie abgestimmte Maßnahme einzukaufen,“ sagt Ludwig. Den Zuschlag bekommen hat das bundesweit agierende Unternehmen Mikro Partner, das sonst eher im Bereich Maßnahmen und Jobvermittlung für langzeitarbeitslose Menschen tätig ist, also jenen mit sogenannten „Vermittlungshemmnissen“.

Allerdings, so Ludwig, ginge es beim Orientierungszentrum nicht in erster Linie um Vermittlung: „Die steht nicht im Vordergrund. Hier sollen Flüchtlinge, denen Leistungen nach dem SGB II zustehen, überhaupt erst einmal die Voraussetzungen für einen sinnvollen Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten. Und das bedeutet: Sie sollen erst einmal in der Gesellschaft ankommen.“

Vierzig Plätze hält das Orientierungszentrum dafür bisher vor; im Laufe des Jahres sollen es zehnmal so viele werden. Täglich finden dort Deutschkurse statt. Eine Psychologin aus Pakistan sowie MitarbeiterInnen aus den Herkunftsländern der Flüchtlinge unterstützten gemeinsam mit „Coaches“ des Personaldienstleisters die KlientInnen.

„Manche Menschen benötigen psychologische Betreuung, die meisten müssen Deutschkenntnisse erwerben oder verbessern – und alle müssen sich erst einmal in der Stadt, in der sie nun leben, zurechtfinden und sicher fühlen“, sagt Sebastian Hennies, Regionalleiter von Mikro Partner. Deswegen gehöre zur Maßnahme der Gang in die Bibliothek, ins Schwimmbad, ins Stadion und das Erkunden der Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Daneben werden Qualifikationen aus den Herkunftsländern der Menschen übersetzt und auf ihre Tauglichkeit hin gecheckt: Werden die Abschlüsse in Deutschland überhaupt anerkannt, hat der Klient die Möglichkeit, eine begonnene Ausbildung weiterzuführen, welche Alternativen gibt es? „Es kann natürlich passieren, dass wir Menschen auch in Zeitarbeitsfirmen vermitteln, aber da schauen wir nach vernünftigen Firmen und nach der Option auf Übernahme in eine Festanstellung“, sagt Hennies.

Aufgabe und Auftrag sei aber vorrangig eine „nachhaltige Vermittlung“, basierend auf dem Ergebnis von Stärke- und Schwäche-Analysen: „Am Ende soll genau das herauskommen, was der Jobsuchende will, womit er auch weiterkommen kann – und das kann eine Umschulung, ein Praktikum, eine Ausbildung oder eben ein Job sein“, sagt Hennies. Ein für das Jobcenter ungewöhnlicher Ansatz, der, so bestätigt Hennies, „sowohl für uns als auch für das Jobcenter ein Pilotprojekt ist“. SCHN

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