Richard Rother über den Abgasskandal: Das Rätsel von Renault
Bewiesen ist noch nichts, und vielleicht bestätigt sich der Verdacht auch nicht, dass der französische Autokonzern Renault bei Abgastests ähnlich betrogen haben könnte wie Volkswagen. Aber an der Börse würde es wohl niemanden überraschen – anders sind die starken Kursverluste des Konzerns nicht zu erklären, die nach Bekanntwerden der Razzien im Unternehmen Ende vergangener Woche auftraten. Für die europäische Autoindustrie wäre ein Fall Renault ein schwerer Schlag, denn Renault ist nicht nur eines der wichtigsten französischen Unternehmen, sondern auch Mutter des erfolgreichen rumänischen Autokonzerns Dacia und Kooperationspartner von Daimler. Deshalb ist Transparenz das Gebot der Stunde.
Kann es Frankreich gelingen, das Rätsel von Renault zu lösen? Immerhin gehört der Autobauer zu fast einem Fünftel dem französischen Staat. Es wäre zu wünschen, dass Paris Transparenz herstellt – und das wäre auch ein Signal an Deutschland, die Ergebnisse der staatlichen Untersuchungen hierzulande endlich öffentlich zu machen. Denn bei Tests von Nichtregierungsorganisationen waren nicht nur Fahrzeuge aus dem VW-Konzern auffällig, sondern auch von anderen, darunter Renault, Opel und Daimler.
Unabhängige Experten fanden bei ihren Überprüfungen Abweichungen bei der Abgasreinigung von Norm- und Ist-Zustand, die sie sich mit chemisch-physikalischen Prozessen nicht erklären konnten. Renault brachte nun zwei Hinweise für des Rätsels Lösung ins Gespräch: Das getestete Fahrzeug könne alt oder defekt gewesen sein, hieß es.
Es wäre nun die Sache des Staates, diese Version glaubwürdig zu bestätigen oder zu entlarven. Die Verbraucher in ganz Europa haben schließlich ein Recht darauf zu erfahren, was für Autos sie sich gekauft haben: solche mit anständiger Abgasreinigung oder solche, bei denen die Säuberungsanlage der Abgasluft im Alltag abgeschaltet oder zu großen Teilen heruntergefahren wird.
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