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Große Koalition besorgter Nachbarn

ALARM Die grenznahen Reaktoren in Belgien müssen vom Netz, fordern NRW-Politiker von CDU bis Grünen – und rufen Merkel

DÜSSELDORF dpa/afp/taz | Nach dem erneuten Zwischenfall im belgischen Kernkraftwerk Tihange fordert die nordrhein-westfälische Landesregierung das Aus für die Atomanlage. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und das Bundesumweltministerium müssten „jetzt Abschalt-Gespräche mit Belgien aufnehmen“, verlangte NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne). Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) nannte den Betrieb von Tihange unverantwortlich. Auch der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende Armin Laschet forderte: „Skandalreaktor muss sofort vom Netz! Was hilft deutscher Atomausstieg, wenn Unsicherheitsreaktoren direkt hinter Grenze stehen?“

Die Anlage rund 70 Kilometer westlich von Aachen steht seit Langem in der Kritik. Der Vorfall sei ein weiteres Kapitel in der „Skandalgeschichte“ von Tihange, empörte sich der Fraktionsvize der Grünen im Bundestag, Oliver Krischer. „Brände im Monatsrhythmus, Risse im Reaktordruckbehälter, Funde von Weltkriegsbomben, ungeschultes Sicherheitspersonal, undichte Kühlwasserbehälter – der Weiterbetrieb dieser Schrottreaktoren ist russisches Roulette.“ Tihange bedrohe Millionen Menschen in Belgien, den Niederlanden und Deutschland, erklärte Krischer und forderte die Bundesregierung auf, sich nicht länger hinter „diplomatischen Floskeln“ zu verstecken, sondern gegenüber Belgien auf sofortige Abschaltung zu drängen. Auch der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) forderte „die sofortige und endgültige Stilllegung aller Reaktorblöcke“.

Der Krisenstab der Stadt Aachen hatte bereits am vorletzten Dienstag zum ersten Mal für einen atomaren Katastrophenfall geübt. Dabei wurde ein Größter Anzunehmender Unfall (GAU) in Tihange unterstellt. Es zeichne sich ab, dass eine prophylaktische Verteilung von Jodtabletten, die vor Schilddrüsenkrebs schützen, an die Bevölkerung sinnvoll sei, teilte die Stadt danach mit. Bisher ist in Nordrhein-Westfalen vorgesehen, dass die in Krankenhausapothe­ken deponierten Tabletten erst im Ernstfall verteilt werden sollen.

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