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„Die Lindenstraße auf Arabisch“

INTEGRATIONS-TV Die Deutschen Welle sendet neuerdings für Flüchtlinge in Deutschland

Auch Kindersendungen möchte Limbourg adaptieren Foto: Felix Kästle

Interview Daniel Bouhs

taz: Herr Limbourg, jetzt bekommt Deutschland also doch einen Kanal für Flüchtlinge – und der Auslandsrundfunk Deutsche Welle sendet dezidiert für Menschen im Inland. Warum ändern Sie Ihren Kurs?

Peter Limbourg: Wir ändern unseren Kurs nicht, sondern erweitern angesichts der Lage unser Angebot. Wir wollen den Menschen helfen, die erst seit Kurzem bei uns sind und unsere Sprache noch nicht gut genug sprechen, um die Inlandsmedien zu nutzen. DW Arabia hat eine Absenderkennung aus Deutschland und steht für deutsche und europäische Werte. Und ich glaube, dass es so ein Angebot auch braucht, denn wir wollen Flüchtlinge möglichst bald auch in die deutsche mediale Welt einführen.

Flüchtlinge sind die neue Zielgruppe?

Die Deutsche Welle richtet sich mit ihren Angeboten grundsätzlich an alle, die sich im weitesten Sinne für Deutschland und die deutsche Sprache interessieren – seien es Reisende oder Zugezogene und darunter auch Flüchtlinge. Es gibt natürlich einige Kanäle auf Arabisch, aber die haben eine andere Mission als die Deutsche Welle. Wir widmen uns in erster Linie der deutschen Lebenswirklichkeit, die anderen nicht. Das Signal ist auch: Wer zu uns kommt, der muss sich nicht auf Al-Dschasira oder Al-Arabija beschränken, wenn er wissen will, was auf der Welt los ist.

Die Deutsche Welle klagt mit ihren vielen Programmen seit jeher über Geldnot. Auch wenn sich das mit der Etaterhöhung im Bundeshaushalt zuletzt etwas entspannt hat: Wie können Sie sich überhaupt einen neuen Kanal leisten?

SES Astra strahlt unser Angebot kostenfrei aus, das spart Verbreitungskosten – und wir hoffen, dass die Kabelnetzbetreiber bald folgen. Was das Angebot anbelangt: Wir haben jetzt erst mal mit dem losgelegt, das wir sowieso schon im arabischen Raum verbreiten: Nachrichten auf Arabisch, Dokumentationen mit Untertiteln und unsere Show „Shababtalk“.

Und wie wollen Sie an frisches Programm kommen?

Wir reden praktisch mit allen anderen Sendern – privaten wie öffentlich-rechtlichen – darüber, ob sie nicht Programm beisteuern wollen. Vor allem ARD und ZDF haben ja schon einiges im Angebot, denken Sie nur an „Logo“ mit arabischen Untertiteln. Wir wollen keinen komplett neuen Kanal aufbauen, aber das arabische Angebot für Deutschland und Europa etwas ausbauen – nicht als Dauerlösung, aber als Brücke zur deutschen medialen Wirklichkeit.

Denken Sie dafür auch an Geld von Dritten, etwa der Bundeszentrale für politische Bildung oder an einen Sonderetat im Bundeshaushalt?

Wir fangen nicht an, groß Geld zu akquirieren. Aber ja: Wenn man das Angebot vergrößert, muss man dafür Partner finden. Das können öffentliche sein, private oder Stiftungen.

Foto: Magunia/DW
Peter Limbourg

55 Jahre alt, ist seit zwei Jahren Intendant der Deutschen Welle in Bonn.

In Flüchtlingsunterkünften herrscht ja bisweilen auch ordentliche Langeweile. Ob Informationsprogramme da als Angebot reichen?

Die Deutsche Welle ist natürlich primär kein Unterhaltungsmedium, aber wir hoffen, dass wir bald auch da etwas bieten können. Wir würden beispielsweise gerne Sendungen für Kinder adaptieren, um auch jungen Flüchtlingen etwas dabei helfen zu können, sich zu beschäftigen.

Und dann – die „Lindenstraße“ auf Arabisch?

Vielleicht setzt die „Lindenstraße“ schon zu viel über das Leben in Deutschland voraus, aber warum nicht? Wenn wir es schaffen, Sendungen mit Untertiteln zu versehen, dann kann ich mir sehr viel vorstellen. Uns war es erst mal wichtig, schnell loszulegen. Jetzt kümmern wir uns um zusätzliche Inhalte.

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