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Prediger unter Terrorverdacht

Salafisten Die Bundesanwaltschaft lässt Sven Lau, den Initiator der Scharia-Polizei, festnehmen. Der Vorwurf: Unterstützung einer terroristischen Vereinigung in Syrien

von Sabine am Orde

BERLIN taz | Die Glaubensbrüder reagierten schnell. Schon am Dienstagvormittag prangte auf der offiziellen Facebook-Seite des Salafistenpredigers Sven Lau ein schwarz-weißes Logo: „Free Abu Adam“ steht über seinem Konterfei. Abu Adam, so nennt sich Lau in der Salafistenszene. Das Logo ist nicht neu, es konnte recycelt werden. Es ist nicht das erste Mal, dass Lau, neben ­Pierre Vogel einer der bekanntesten Salafistenprediger bundesweit, in Untersuchungshaft sitzt.

Die Bundesanwaltschaft ließ den 35-Jährigen, der mit Mitte 20 zum Islam konvertierte, am Dienstagvormittag in seiner Heimatstadt Mönchengladbach erneut von der Polizei verhaften. Der Verdacht: Unterstützung einer terroristischen Vereinigung. Lau soll in Deutschland verlängerter Arm der in Syrien aktiven Terrororganisation Jamwa gewesen sein, ein Teil der Organisation hat sich inzwischen dem IS angeschlossen.

Lau soll laut Ermittlungen Anlaufstelle für Kampf- und Ausreisewillige im Großraum Düsseldorf gewesen sein und zwei Männer an die Jamwa vermittelt haben. Einer davon: Ismail I., der vom Oberlandesgericht in Stuttgart inzwischen verurteilt wurde. I. hatte ausgesagt, Lau habe ihn – angeblich für eine humanitäre Mission – in Syrien gewonnen. Lau soll zudem selbst nach Syrien gereist sein, I. 250 Euro übergeben haben und mit dem Auftrag nach Hause gefahren sein, Nachtsichtgeräte für Jamwa zu beschaffen.

Der frühere Feuerwehrmann fiel bislang weniger als Hassprediger auf, sondern als talentierter Missionar, der vor allem junge Leute begeistern kann. Kenner der Szene ordnen Lau bislang nicht dem dschihadistischen Flügel des Salafismus zu, sondern dem politischen, der eine islamische Staats- und Gesellschaftsordnung vor allem durch Missionierung erreichen will. Doch Lau hat immer wieder mit der Gruppe „Die wahre Religion“ zusammengearbeitet, die Gewalt legitimiert. Verfassungsschützer und Polizisten beobachten ihn seit Jahren.

Lau fiel bislang vor allem als talentierter Missionar auf

Bundesweit bekannt wurde der Vater von fünf Kindern im vergangenen Jahr als Initiator der Scharia-Polizei, die als Sittenwächter durch Wuppertal spazierte. Das hatte bundesweit für Empörung gesorgt, war aber nicht strafbar.

2012 hielt sich Lau gemeinsam mit anderen Salafisten aus Deutschland zeitweise in Ägypten auf. Internetvideos zeigten ihn bereits im Jahr 2013 in Syrien. Auf einem Foto ist er auf einem Panzer in Syrien mit einer Kalaschnikow um den Hals zu sehen. Er hatte behauptet, zu humanitären Zwecken dort gewesen zu sein. Seinen Reisepass haben die Behörden inzwischen eingezogen und die Gültigkeit seines Personalausweises auf Deutschland beschränkt, um eine erneute Ausreise zu verhindern. Der Konvertit klagte dagegen und verlor.

Im Frühjahr 2014 saß Lau schon einmal drei Monate lang wegen Terrorismusverdacht in Mannheim in Untersuchungshaft, die Stuttgarter Staatsanwaltschaft konnte die Vorwürfe gegen ihn aber nicht erhärten. Damals kam „Free Abu Adam“ zum ersten Mal zum Einsatz.

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