Filmein Originalfassung Premieren

„Dämonen und Wunder – Dheepan“ Foto: Weltkino Filmverleih GmbH

OFF-KINO

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Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Ein Stück weit sind Aki Kaurismäkis Geschichten immer auch in der sozialen Wirklichkeit verankert. Nicht zu verwechseln mit Realismus oder Naturalismus, denn die Erzählweise ist stilisiert, und oft lösen sich die Verwicklungen der Storys auf wundersame Weise auf. Doch im Kern ist da immer ein sehr genauer Blick auf eintönige Arbeitsalltage und dramatische Lebenskrisen der sogenannten kleinen Leute. Das ist auch in „Le Havre“ (2011) nicht anders, in dem Kaurismäki von dem ehemaligen Schriftsteller und heutigen Schuhputzer Marcel Marx (André Wilms) erzählt, dem in der nordfranzösischen Hafenstadt ein illegaler Flüchtling aus Gabun auf dem Weg nach England begegnet. Marcel und seine Nachbarn beginnen, auf uneigennützige Weise zu helfen – bis sogar der Kommissar, der illegale Einwanderer verfolgt, von dieser Hilfsbereitschaft angesteckt wird. Zugleich geht es aber auch um Marcel persönlich, dessen Frau (Kati Outinen) an Krebs erkrankt. Das Finale ist märchenhaft – dank der stoischen und zielstrebigen Hartnäckigkeit der Figuren auch völlig verdient (OmU, 12. 12., 20 Uhr, Arsenal 2).

Auch „Ritter Trenk“ lässt sich eine soziale Komponente nicht absprechen, handelt das auf Kirsten Boies „Der kleine Ritter Trenk“ beruhende Animationsabenteuer von Anthony Power doch im Kern von einem Bauernjungen im Mittelalter, der seiner in Leibeigenschaft und Armut lebenden Familie helfen möchte, die ständig vom bösen Feudalherrn Wertold bedrängt wird. Trenks Idee: Er tauscht mit einem kleinen Adeligen die Identität, lässt sich als Knappe ausbilden und stellt sich gemeinsam mit dem Burgfräulein Thekla einem Drachen. Denn dem Sieger wird ein Wunsch erfüllt. Eine freche und flotte Erzählung mit deutlich elaborierterer Animation als in der Fernsehserie (12. 12., 13.30 Uhr, Intimes; 12. 12., 14.45 Uhr, 13. 12., 14.30 Uhr, Casablanca).

Der Filmtitel hält, was er verspricht: In „13 Lakes“ (2004) zeigt der amerikanische Avantgardist James Benning dreizehn amerikanische Seen in starren Einstellungen von jeweils zehn Minuten. Bennings Totalen laden den Zuschauer zum genauen Hinsehen ein, dabei geht es um Lichtreflexionen auf der Wasseroberfläche und die Struktur von Landschaften, aber auch um auf den ersten Blick gar nicht erkennbare Spuren menschlicher Zivilisation, die sich etwa über die Tonspur in die Naturaufnahmen wieder einschleichen. Benning selbst hat „13 Lakes“ (2004) einen Antikriegsfilm genannt, weil der Film genau jene Schönheit zeige, die wir zerstören (10. 12., 19.30 Uhr, 16. 12., 20 Uhr, Arsenal 2).