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Lieber Zukunftsmensch,

wir wollten Dir heute einfach mal sorry sagen für die Welt, in der Du lebst. Im Sommer brütende Hitze und Dürre. 80 Prozent der Alpengletscher sind geschmolzen, Ski fahren fällt aus. Die Stürme sind extrem. Du kennst es gar nicht anders. Im Jahr 2050 bekommst Du zu spüren, was wir verbockt haben. Europa hält das noch halbwegs aus, doch anderswo wurden Meere ins Land getrieben, über Küstenstädte und Menschenleben. Diesem Meer vertrauen wir unsere Nachricht an, im November 2015.

„Ich koche heimlich mit Sahne, obwohl mein Freund lactose-intolerant ist.“

Wir sind Anfang 20 und Klima-Mitläufer. Wir leben nicht auf großem Fuß, Größe 9. So viele Tonnen CO2produzieren wir jedes Jahr. Ein bisschen weniger als der Durchschnitt. Und die Erde wird wärmer. 0,7 Grad sind schon erreicht. Mehr als 2 Grad sollen es nicht werden. Wir nicken und machen weiter. Denn wir können dem Luxus nicht widerstehen. Mit dem Flugzeug zur Familie nach Istanbul, macht anderthalb Tonnen CO2. Das reicht uns sonst zwei Monate. Zu Weihnachten nach London, zum Triathlon-Training nach Mallorca. Doch wir fühlen uns klima­bewusst, fahren mit dem Rad zur Uni, sind Teilzeit-Vegetarier und kaufen regional. Drehen beim Zähneputzen den Wasserhahn zu und machen sonst auch mal das Licht aus. Kleine Taten gegen das schlechte Gewissen. Wir wissen, das reicht nicht, sind aber auch keine Aktivisten. Warten lieber auf Lösungen von oben.

Oben, das ist jetzt in Paris. Dort beginnt heute die Weltklimakonferenz. Ob sie was bringt? Wissen wir nicht. Manchmal scheint die Katastrophe unausweichlich.

„Ich habe als Kind immer die Uhr verstellt, damit meine Eltern später zur Arbeit gehen.“

Die Machtverteilung verschiebt sich, Schwellenländer streben aufwärts. China zum Beispiel. Stößt dreimal so viel CO2 aus wie noch vor 15 Jahren. Zehn Milliarden Tonnen. Deutschland? Ein Witz dagegen.

„Ich bin nach Indien geflogen und habe meiner Familie erzählt, ich wäre auf Sylt.“

Die Schwellenländer dürfen nicht dieselben Fehler machen wie wir. Doch können wir es ihnen verbieten? So viele Konflikte, die unlösbar scheinen und weit entfernt. Deshalb vergraben wir uns im Alltag, in kleinen Taten und kleinem Luxus, wir kleinen Mitläufer. Uns bleibt nur, uns zu entschuldigen. Robert Hofmann und Kadir Yildirim

„Ich habe einen Heiratsantrag gemacht, den ich nicht ernst meinte.“

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