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Schlaue Papas haben mehr Zeit für den Nachwuchs

Familie Je älter und gebildeter Väter sind, desto eher reduzieren sie ihre Arbeitszeit

Ein Drittel der Männer würde die Arbeitszeit reduzieren

BERLIN taz | Das Elterngeld hat derzeit nur bei einer Minderheit von jungen Paaren Konsequenzen für die Rollenverteilungen. 75 Prozent der Väter kehren nach der Elternzeit auf ihre Vollzeitstelle zurück, nur 15 Prozent reduzieren ihre Arbeitszeit nach den Elterngeldmonaten zugunsten der Partnerin um mehr als 10 Prozent. Immerhin mehr als bei den Vätern insgesamt: Hier gehen nur 6 Prozent mit der Arbeitszeit herunter. Das ist das Ergebnis einer bislang unveröffentlichten Studie des Berliner Forschungsinstituts Sowitra im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung, die der taz vorliegt.

An der Untersuchung beteiligten sich über eine Onlinebefragung knapp 800 Väter. Ausgewertet wurden 620 Interviews. Danach reduzieren ältere, beruflich etablierte Väter ihre Arbeitszeit mehr als jüngere Männer. Auch Väter mit Uni-Abschluss und Großstädter nehmen sich mehr Zeit für die Kinder. Ein 40-jähriger Mittelschichtsvater mit gutem Einkommen und Festanstellung, der in Berlin lebt, geht nach der Elternzeit mit seiner Arbeitszeit eher herunter als ein 28-jähriger Arbeiter aus einer Kleinstadt. 15 Prozent der Akademiker-Väter hatten ihre Arbeitszeit reduziert, aber nur 7 Prozent derjenigen mit normaler Berufsausbildung.

Die Ergebnisse dürften die Kritik bestärken, wonach von neuen familienpolitischen Maßnahmen wie dem Elterngeld eher privilegiertere Schichten profitieren. Allerdings wird das Elterngeld von immer mehr Vätern genutzt, so dass der Einfluss auf deren Arbeitszeiten mittelfristig steigen dürfte. Auch würde gern ein Drittel der Männer die Arbeitszeit reduzieren, sagt Jonathan Menge, der familienpolitische Referent der Ebert-Stiftung.

Wechseln Väter nach der Elternzeit ihren Arbeitsplatz im Betrieb oder ihren Arbeitgeber, reduzieren sie deutlich häufiger die Arbeitszeit. Je höher das Bildungsniveau der Mütter ist, desto eher geht der Vater in Teilzeit, und die Rollen werden gleichberechtigter verteilt. „Wenn Mütter mit kleinen Kindern in Ausbildung sind oder kurz vor einem Karriereschritt stehen, haben sie bei der Aus­verhandlung, wer was in der Familie macht, bessere Karten“, sagt Svenja Pfahl vom Sowitra-Institut. „Die berufliche Situation der Frau spielt eine große Rolle.“

Etwas ernüchtert bilanzieren die Autoren, dass es „in nächster Zeit noch nicht gelingen wird, eine Mehrheit der Väter für eine deutliche Reduzierung der Arbeitszeiten zu interessieren“. Hoffnungen setzen sie in das neue Elterngeld plus, das doppelt so lange gezahlt wird, wenn man während der Phase in Teilzeit arbeitet.

Historisch gesehen sind die Ergebnisse durchaus bemerkenswert: Noch vor 20 Jahren hatten Väter, die ihre Arbeitszeit wegen der Kinder herunterfuhren, Exotenstatus. Gunnar Hinck

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