: Die angeblichen Bankräuber
Bares Mehrere Banken soll der IS in diesem Jahr ausgeraubt haben. Doch seitdem hat sich gezeigt: Nicht alle derartigen Berichte sind wahr
Der Raub sei nur die Spitze des Eisbergs, behaupteten die Politiker. In der Landwirtschaftsbank von Tikrit hätten die Extremisten weitere 6 Millionen Dollar gestohlen, sagten Regierungsvertreter. Darüber hinaus hätten sie die Einlagen in kleineren Banken im West- und im Zentralirak sowie Goldreserven geraubt.
Schon damals gab es Zweifel an diesen Behauptungen. Amerikanische Vertreter zeigten sich skeptisch, und der Leiter der Bank in Mossul erklärte gar, den Raub habe es überhaupt nie gegeben. Inzwischen steht fest: Nicht einmal die Hälfte davon war wahr. Die meisten Banken tasteten die Extremisten gar nicht an, und in Mossul fielen ihnen maximal 100 Millionen Dollar in die Hände.
Das ist immer noch viel. Viel wichtiger sind für die Extremisten aber offenbar die Dollar-Einnahmen über Wechselstuben. Der irakische Bankensektor ist bis heute unterentwickelt. Geschäfte werden in bar gemacht, und das vor allem in Dollar. Diese werden an täglichen Auktionen von der Zentralbank in Bagdad verkauft. Wie das Wall Street Journal kürzlich berichtete, waren die Amerikaner so alarmiert über den sprunghaften Anstieg der Dollarverkäufe, dass sie den Dollartransfer diesen Sommer kurzzeitig einstellten.
Inzwischen hat die irakische Zentralbank eine bessere Kontrolle der Geldflüsse beschlossen. Angesichts des Filzes aus Politik und Finanzwelt und der Korruption im Land ist das allerdings ein Kampf gegen Windmühlen. Iro
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen