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Chicagos Polizeichef gefeuert

USA Unter Druck reagiert Bürgermeister Rahm Emanuel auf den Tod des 17-jährigen Laquan McDonald

NEW YORK taz| Chicagos Bürgermeister Rahm Emanuel hat am Dienstag seinen Polizeichef Garry McCarthy gefeuert. Die Suspendierung ist eine verspätete Reaktion auf die tödlichen Schüsse, denen der schwarze Teenager Laquan McDonald zum Opfer fiel. Bürgerrechtlern und Oppositionellen geht das nicht weit genug: Sie sprechen von „Vertuschung eines Mordes“, von „Irreführung der Öffentlichkeit“ und von „Wahlmanipulation“ und verlangen nach einer von der lokalen Polizei unabhängigen Untersuchung des Falls. Außerdem fordern sie Rücktritte – darunter den der Staatsanwältin von Cook County, Anita Alvarez, sowie den des Bürgermeisters Emanuel.

Der 17-jährige Laquan McDonald war am 10. Oktober 2014 auf dem Asphalt der Pulaski Road im Südwesten von Chicago gestorben. Ein Polizist schoss ihm 16 Kugeln in den Körper. Am darauffolgenden Tag veröffentlichte die Chicagoer Polizei eine Erklärung, in der behauptet wurde, der Jugendliche sei mit einem Messer auf die Polizisten zugegangen und habe sie bedroht.

Diese Darstellung war falsch. Das enthüllten letzte Woche Kameraaufnahmen aus einem Polizeiwagen, die mehr als 14 Monate unter Verschluss waren. Und aus einem „Burger King“ direkt neben dem Tatort verschwanden 82 Minuten Video-Aufzeichnungen rund um die Tat. Der Manager des Lokals versicherte einem Reporterin, dass die Aufnahmen weg waren, nachdem die Polizei am Folgetag in die Filiale kam.

Emanuel hat für Barack Obama im Weißen Haus gearbeitet, bevor er 2011 als Bürgermeister nach Chicago zurückging. Dann engagierte er McCarthy als neuen Polizeichef. Der sollte die notorisch korrupte und brutale Polizei von Chicago reformieren. Das ist nicht passiert. dora

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