Portrait: Der linke Spalter
Der Göttinger Linke Patrick Humke muss sich derzeit vom Ortsverband der Linkspartei einiges anhören: Er sei ein „egomaner Polit-Alleinunterhalter“ und mit seinen Aktionen würden „politische Inhalte für das onanistische Politikverständnis eines Narzissten (sic!) funktionalisiert“.
Was war passiert? Humke, gelernter Gärtner und Sozialpädagoge, macht bereits seit 19 Jahren im Göttinger Stadtrat linke Politik – zunächst als Einzelkämpfer, seit 2006 in einer dreiköpfigen Fraktion der „Wählergemeinschaft Göttinger Linke“. Von 2008 bis 2013 saß er zudem im niedersächsischen Landtag. Dem Göttinger Bündnis, das 2011 in der Stadt immerhin 6,2 Prozent holte, gehören außer der Linkspartei noch die DKP, eine antifaschistische Bürgerliste sowie kommunalpolitisch interessierte Einzelpersonen an.
Doch das Verhältnis zwischen Humke und der linken Wählergemeinschaft gilt inzwischen als zerrüttet. Die Liste warf dem Ratsherrn unter anderem vor, er betreibe Selbstdarstellung und schere sich nicht um die Meinung der Basis. Schon 2013 forderte sie ihn vergeblich auf, sein Mandat niederzulegen. Weil er für die nächste Kommunalwahl im September 2016 wohl nicht wieder aufgestellt worden wäre, versuchte Humke dann mit ein paar Getreuen aus dem Göttinger Ortsverband der Linken, eine neuerliche Kandidatur der gesamten Wählergemeinschaft zu verhindern. Das Ansinnen scheiterte.
Letzte Woche erreichte Humke dan, dass sich die Stadtrats-Fraktion der Wählergemeinschaft in „Antifaschistische Linke. Ratsfraktion Göttingen“ umbenennt. Grund sei die mangelnde Unterstützung durch den Linken-Ortsverband. Es habe „verletzende Anfeindungen gegen die Fraktionsmitglieder“ gegeben. Der Ortsverband antwortete mit Beschimpfungen. Reimar Paul
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