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"Planung mit Reflexion"

Städtebau Trotz des Olympia-Flops hält ein Architekturprofessor Mitbestimmung für wichtig

Rudolf Scheuvens

52, ist Professor für Architektur und Raumplanung an der Technischen Universität Wien.

taz: Herr Scheuvens, wie sieht die Stadtplanung von morgen aus?

Rudolf Scheuvens: Stadtplanung muss in der Zukunft enorm umsichtig und querschnittsorientiert angelegt sein.

Welche Rolle spielt die Beteiligung der Bürger?

Sie wird noch wichtiger, als sie schon ist. Man verkennt derzeit noch vielfach die Bedeutung von Bürgerbeteiligung. Wir müssen nicht nur die Frage nach den Wünschen stellen, sondern sehr viel transparenter werden und Erklärungen für die Veränderungen geben, die wir aus planerischer Sicht für notwendig halten. Stadtplanung ist nicht nur etwas Defensives, sondern darf in diesem Zusammenhang sogar provozierend sein, um kritische Dialoge zu eröffnen.

Was bedeutet das für die Stadtplaner?

Das Berufsprofil muss sich verändern. Planerische, fachliche Kompetenz muss gepaart sein mit kommunikativer Kompetenz, um zu vermitteln und zu erklären. Wir haben nicht nur einen Auftraggeber. Es entscheiden immer politische Gruppen. Damit ist der Städtebau etwas, das weit über das dreidimensionale Gestalten im Raum hinausgeht.

Macht der Ausgang des Olympia-Referendums ihnen Angst um andere Großprojekte?

Grundsätzlich habe ich keine Sorge, dass auch bei solch komplexen Prozessen, wie die Planung von Olympischen Spielen, Bürger beteiligt werden könnten – wenn nicht sogar müssen. Die kritische Reflexion aus der Öffentlichkeit ist essenziell, damit sich Planung im Sinne eines lernenden Systems weiterentwickeln kann. Beim Olympia-Referendum ging es jedoch um mehr, als ein städtebauliches Konzept: Wohin stecke ich die Finanzmittel? Was bringt das einer Stadt, die momentan auch schon in vielen anderen Dingen kürzen muss?

Ist bei solchen Fragen Bürgerbeteiligung doch ein Problem?

Ich habe das nur aus der Distanz wahrgenommen, aber möglicherweise können solche Großveranstaltungen mit einem Bürgerentscheid wahrscheinlich nirgendwo mehr durchgeführt werden. Denn die Komplexität von Olympischen Spielen geht weit über eine Ja-oder-nein-Entscheidung hinaus.

Interview: Morten Luchtmann

Regionalkonferenz „Wohnen mit Zukunft“: ab 9 Uhr, Hamburger Rathaus; Anmeldung nötig

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