Der Lobbyist der Woche
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Der Fußballkarrierist

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Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) würde Reinhard Grindel (Foto) gern werden, verriet sein CDU-Parteifreund Wolfgang Bosbach, aber nicht in einer Kampfkandidatur. „Weniger ­streiten, mehr Probleme lösen“ – mit dieser Lobbyistenformel beschrieb der Bundestagsabgeordnete aus Niedersachsen einst selbst, was in Deutschland besser werden muss.

Streit oder gar einen Gegenkandidaten wird Grindel bei der Wahl zum Chef des weltweit größten Sportverbandes nicht fürchten müssen. Die Amateurvertreter, die über die Mehrheit verfügen, haben sich zum Ärger der Funktionäre des Profifußballs bereits auf ihn festgelegt.

Aber warum? Grindel hat sich über seine Visionen bislang ausgeschwiegen. Im Rückblick fällt auf, dass seine Karriere stets zweigleisig angelegt war. Als Mitglied der Jungen Union und Konrad-Adenauer-Stipendiat arbeitete er sich als TV-Journalist bis zum ZDF-Studioleiter in Berlin und Brüssel hoch. Als eine weniger attraktive Versetzung drohte, nutzte er seine Kontakte zum Seiteneinstieg in den Bundestag. Weil in seiner Rolle als innenpolitischer Hardliner und Ausputzer im Gorleben-Untersuchungs­aus­schuss die Aufstiegschancen begrenzt waren, diente er sich im Sport­ausschuss hoch und schuf sich als DFB-Schatzmeister ein zweites Standbein – ein ehrenamtliches Engagement, das ihm mit monatlich mehreren Tausend Euro und einem Dienstwagen vergütet wurde. Dafür gelobte Grindel, so legt es ein DFB-Schreiben nahe, politische Zurückhaltung jenseits sportpolitischer Fragen.

Bei der Abstimmung zum Gesetz der Strafbarkeit von Abgeordnetenbestechung enthielt er sich. Nun soll der 54-Jährige als DFB-Präsident die Aufklärung der Korruptionsaffäre rund um die WM-Vergabe 2006 vorantreiben. Johannes Kopp