Paris und die Folgen für Berlin: „Weitermachen wie bisher“

Trotz des Terrors in Paris: bloß nicht mehr Security auf Konzerten, sagt der Berliner Veranstalter Ran Huber.

Nach dem Anschlag in Paris: Der Musikclub Bataclan. Foto: dpa

taz: Herr Huber, wann haben Sie von den Anschlägen in Paris erfahren?

Ran Huber: Am Freitag kurz vor Mitternacht. Ich war selbst auf einer Veranstaltung, die ich mit organisiert hatte. Ich habe gleich gesagt, ich möchte nichts wissen. Wie sich alles hochschaukelt, kennt man ja seit 9/11.

Wie meinen Sie das?

Alle gucken auf ihre Handys. Oft ist es inhaltlich leer, was da gepostet wird, oder auch total propagandistisch. Die Panik und das Unwohlsein steigern sich dadurch nur.

Allein in der Konzerthalle Bataclan in Paris gab es über 100 Tote. Hat das Auswirkungen auf das Konzertgeschehen in Berlin?

Logisch, dass diese Frage jetzt kommt. Aber ich selbst habe darüber noch gar nicht nachgedacht. Für mich ist klar: Ich mache genauso weiter wie bisher. Jetzt vor Konzerthallen wie dem Astra in Friedrichshain eine bewaffnete Security hinzustellen macht keinen Sinn.

47, ist seit 1999 Konzertmanager in Berlin. Deren Stil: alles außer Jazz und Klassik. Sein Augenmerk liegt vor allem auf Newcomern und kleinen Gruppen.

Was spricht dagegen?

Securitys dürfen keine Schusswaffen haben. Zudem ist anzunehmen, dass die Attentäter in Paris die Securitys erschossen haben, um in das Bataclan zu gelangen. Unabhängig davon habe ich persönlich immer Probleme damit, an diesen ungemütlichen Türstehern vorbeizumüssen, wenn ich in einen Club will. Da geht etwas verloren, wenn man von denen abgecheckt wird. Meine Meinung ist: Man kann nicht mit Aufrüstung gegen so eine mögliche Gefahr ankommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Gefährdung kommt, ist allerdings auch nicht sehr groß.

Was macht Sie so sicher?

Seit 15 Jahren wird beschworen, dass hier in Deutschland mal was passiert. Natürlich ist die Möglichkeit da. Aber ich glaube, die Wahrscheinlichkeit, dass einem selbst was passiert, wesentlich geringer sind, als bei einem Autounfall zu sterben oder an den Folgen von Glyphosat. Da bin ich jetzt ganz polemisch. Die Welt ist am Abkacken. Das Einzige, was passiert, ist, dass die Realität in unserer Gesellschaft angekommen ist.

Gibt es Gespräche unter Berliner Veranstaltern, Konzerte besser zu schützen?

So schnell sind wir nicht. Die Berliner Konzertveranstalter waren noch nie sonderlich organisiert, weil sie ja traditionell eigentlich Konkurrenten sind. Sich zusammenzusetzen würde aber auf vielen Ebnen Sinn machen. Immerhin hat es schon diese Initiative „Plus 1 – Refugees welcome“ gegeben. Alle Leute auf Gästelisten sind aufgerufen, Geld für Flüchtlingsinitiativen zu spenden. Das ist das erste Mal, dass sich Konzertveranstalter und Clubmacher zusammengetan haben. 80 bis 90 Prozent machen mit.

Was glauben Sie, wie werden die Konzertbesucher wohl auf Paris reagieren?

Bei Leuten, die aktuell ins Konzert wollen, kann ich mir vorstellen, dass einige Angst haben. Die werden sich überlegen, ob sie in die Show gehen. Es wäre interessant zu sehen, ob eigentlich ausverkaufte Konzerte wirklich voll sind.

Das heißt, es könnte wieder Tickets geben?

Die Leute lassen die Karten nie zurückgehen. Die kommen dann einfach nicht.

Wie lautet Ihr Fazit?

Ich hoffe, dass die Konzertveranstalter entspannt sind und alles so lassen, wie es ist.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.