Die Diskussion stand
im Vordergrund

Queer Bei einem Workshop ging es um die häufige Altersdiskriminierung von Trans*Personen

Schon Namensschilder können diskriminierend sein. Finden zumindest Finn und Ly* und haben sich deshalb für ihren Workshop etwas Besonderes ausgedacht: Die Teilnehmenden sollen nicht nur ihre Namen auf Kreppband schreiben, sondern auch das Personalpronomen, mit dem sie angesprochen werden möchten. Von „er“ und „sie“ bis hin zu „er_sie“ und „kein Pronomen“ ist am Ende alles dabei.

Es ist eine kleine Runde, die sich am Samstag in den Räumen von ABqueer versammelt hat, einer Aufklärungs- und Beratungsstelle für lesbische, schwule, bisexuelle und transgender Lebensweisen in Neukölln. Insgesamt sind es fünf Personen, die unter dem Motto „Ey Kleine*r!“ – „Was Alte*r?“ über altersbezogene Vorurteile diskutieren. Der Workshop richtet sich an transgeschlechtliche Menschen, denn für diese Personen ist Altersdiskriminierung oft ein besonders sensibles Thema, erklärt Ly*: „Vor allem Trans*männlichkeiten werden oft jünger geschätzt, als sie tatsächlich sind.“ Als Trans*männlichkeiten werden Personen bezeichnet, die bei der Geburt als weiblich eingestuft wurden, sich aber entschieden haben, als Mann zu ­leben. Durch ihren oft recht zierlichen Körperbau und weiche Gesichtszüge wirken viele von ihnen jünger, als sie sind.

Im Laufe des dreistündigen Workshops werden Fragen rund um Alter und Geschlecht diskutiert: Wovon hängt mein gefühltes Alter ab? Wie kann ich anderen erklären, dass ich so jung aussehe, ohne mich als Trans*männlichkeit outen zu müssen? Im Vordergrund steht die Diskussion, nicht die Lösungsfindung.

„Gerade in Berlin sind Veranstaltungen wie diese wichtig“, meint Finn, „denn hier leben mehr Trans*personen als in anderen Städten und es ist wichtig, sich auszutauschen.“ Komplett diskriminierungsfreie Räume gibt es in der Stadt bisher nicht, finden er und Ly*. Um das zu ändern, sind alle gefragt: „Ich kann etwa darauf achten, wie ich unbekannte Menschen anspreche“, meint Ly*. „Anstelle von „He, junge Dame!“ könnte ich sagen „He, Sie da in der roten Jacke!“ So ordne ich Menschen nicht automatisch ein bestimmtes Geschlecht oder Alter zu.“

Ly* fühlt sich keinem Geschlecht zugehörig, das Sternchen im Namen soll das unterstreichen. Finn versteht sich als Trans*männlichkeit. Für ABqueer veranstalten die beiden normalerweise Workshops an Berliner Schulen. Den jetzigen Workshop haben sie im Rahmen der „Langen Nacht der diskriminierungsfreien Szenen“ organisiert, die bereits zum fünften Mal vom Netzwerk „Diskriminierungsfreie Szenen für alle!“ veranstaltet wird. Verschiedene Gruppen bieten bis zum heutigen Montag Workshops, Filmvorführungen und Lesungen zum Thema an. Hannah Wagner