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"In die Stadt integrieren"

Architektur Studenten entwickeln neue Unterbringungsideen für Flüchtlinge

Christoph Borchers

34, ist Architekt und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Entwerfen und Gebäudelehre in Hannover.

taz: Herr Borchers, waren Sie schon mal in einer Notunterkunft für Flüchtlinge?

Christoph Borchers: Ja, in Hannover. Dort lebten sehr viele Menschen auf einem Haufen, die sehr viel durchlebt und zu erzählen hatten. Diese Schicksale haben mich sehr bewegt.

Und wie war ihr Eindruck von der Unterbringung?

Die Flüchtlingsunterkunft war eine der besseren und schon akzeptabel. Trotzdem war es unheimlich beengt, sie lag am Stadtrand direkt neben einer Schnellstraße. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Menschen dadurch irgendeine Möglichkeit bekommen, sich in die Stadt zu integrieren.

Wie sieht eine menschenwürdige Unterbringung aus?

Das ist gar nicht unbedingt eine Sache des Platzes. Die Menschen müssen vielmehr die Möglichkeit bekommen, sich in die Stadt zu integrieren. Sie müssen mit Menschen in Kontakt kommen, die schon lange in Deutschland leben, um auch ein Teil der Kultur zu werden und besser Arbeit zu finden. Das dürfen keine rostigen alten Container sein, das muss eine Unterkunft sein, in der auch jeder andere wohnen würde.

Was können Architekten tun?

Generell brauchen wir mehr Wohnraum und wir Architekten wollen natürlich gerne bauen. Das ist leider nicht immer möglich. Wir müssen nun herausfinden, wie wir kostengünstig bauen können, aber trotzdem so, dass die Menschen genug Licht, genug Luft und genug Lebensraum haben. Wichtig ist dabei vor allem eine Intimsphäre, auch wenn sie erst mal nur sehr klein ist.

Wie sieht das konkret aus?

Wir haben zusammen mit Studierenden Lösungsideen entwickelt. Dabei geht es darum, ungewöhnliche Orte zu entdecken und zu nutzen. Das geht von der klassischen Baulücke über Häuser auf alten Lastkähnen bis hin zu Aufbauten auf Parkhäusern. Eine Studentin hat sich mit ungenutzten Schrebergärten beschäftigt. Dann hat sie ein ganz tolles Modul entwickelt, das gut in jeden Schrebergarten passt, aber worin trotzdem eine Familie wohnen kann. Das sind natürlich erst mal nur Ansätze, aber sie bieten eine Diskussionsgrundlage.

Und werden diese Vorschläge umgesetzt?

Seit wir Entwürfe als Buch veröffentlicht haben, gibt es Anfragen von Städten und Gemeinden, die Rat suchen, weil sie in ihren Städten ähnliche Möglichkeiten sehen. Bei drei Projekten fangen wir jetzt an, den Bau zu planen. Im Idealfall ist dann im Februar Baubeginn.

Interview: Albert Wenzel

Ausstellung „Architektur des Ankommens“: bis zum 5. 12., Di bis Fr, 13 bis 18 Uhr, AIT-Architektur-Salon, Bei den Mühren 70

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