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Und hinten nölt die Prinzessin

AUDIO Heute beginnen in Karlsruhe die Hörspieltage der ARD. Mit dabei: eine Produktion der Band The Notwist

Noch in Amt und Jagd: Ludwig III. 1913 Foto: Ullstein Bild

von Anne Fromm

Um die Abdankung von Königen spinnen sich für gewöhnlich abenteuerliche Sagen. Das Volk putscht, der König flieht – die Demokratie siegt. Blutig, heldenhaft und revolutionär. So ähnlich geht die Erzählung auch über den letzten Bayernkönig, Ludwig III. Sein Adelsgeschlecht, die Wittelsbacher Dynastie, hatte 738 Jahre lang geherrscht, in Bayern, Ungarn, Schweden und Norwegen.

Als der Sozialist Kurt Eisner in der Nacht zum 8. November 1918 die Republik Bayern als Freistaat ausrief und damit die Monarchie für beendet erklärte, waren die letzten Stunden Ludwigs III. gekommen. Angeblich erzählte ihm ein Passant im Englischen Garten von seinem Ende. Ludwig verließ mit seinen Töchtern überstürzt die Stadt.

Dass diese Flucht alles andere als heldenhaft verlief, erzählt das Hörspiel „The King is gone“, das der Theater- und Hörspielautor Andreas Ammer zusammen mit Markus und Michael Acher, den bekanntesten Mitgliedern der Band The Notwist, aufgenommen hat.

Es ist eine der über 30 Produktionen, die auf den diesjährigen Hörspieltagen aufgeführt werden. Seit 2004 organisieren die ARD-Landesrundfunkanstalten und das Deutschlandradio das Festival in Karlsruhe. Bis Sonntag werden mehr als 10.000 Besucher erwartet. „The King is gone“ ist nominiert für den Deutschen Hörspielpreis, der am Samstag vergeben wird.

Es basiert auf den Aufzeichnungen von Josef Benno Sailer, dem Chauffeur des Königs. Minutiös hat er die Flucht aufgeschrieben, inklusive sämtlicher Skurillitäten, die auf dem Weg passierten: Die Straßen Münchens sind mit Revolutionären verstopft, das königliche Automobil endet im Straßengraben. Die Prinzessinnen auf dem Rücksitz sind hungrig und jammern. Der König hat keine passenden Kleider mit. Das alles klingt banal, wenn man bedenkt, dass da gerade Weltgeschichte passiert. Aber der Chauffeur bläst die Kleinigkeiten zu einer obskuren Wichtigkeit auf – das macht aus dem Drama eine Komödie.

Während verschiedene SprecherInnen Versatzstücke aus Sailers Aufzeichnungen zitieren, spielt die „Hochzeitskapelle“ unter Leitung der Acher-Brüder Blasmusik. „Wir wollten mit einem Klang arbeiten, der aus dieser Zeit kommt“, sagt Markus Acher. „Die erste Assoziation war natürlich Blasmusik. Aber darauf hatten wir keine Lust, also mussten wir sie brechen.“ Die Musik von Tuba, Bratsche und Kontrabass verliert sich immer wieder im freien Spiel. Es klimpert, rasselt und scheppert, was unverwechselbar nach The Notwist klingt.

Regisseur Ammer gehört zu den Autoren und Regisseuren, die den Hörspielbegriff durch das Einbinden von Pop- und Live-Elementen verändert haben. Deshalb passt er gut in das Programm der diesjährigen Hörspieltage, auf denen es einige Live-Inszenierungen von Hörspielen geben wird.

„The King is gone“ wird zwar nicht live aufgeführt, wurde dafür aber live aufgenommen. In einer Wirtschaft in Starnberg haben Autor, Musiker und Sprecher ganze Teile des Hörspiels improvisiert und live aufgenommen. Daraus entsteht eine Energie zwischen Sprechern und Musikern, die Studioproduktionen oft fehlt. Das Ergebnis ist ein Klangexperiment und eine Geschichtsstunde, auch für jene, die sich mit der Novemberrevolution nicht auskennen. „Die letzte Phase einer weltgeschichtlichen Gestalt ist ihre Komödie“, soll Karl Marx gesagt haben. Im Falle von Ludwig III. bewahrheitet sich das.

„The King is gone“ ist am Donnerstag, 12. November um 11 Uhr im Karlsruher ZKM-Kubus zu hören. Es ist aber auch im Hörspielpool des BR herunterladbar

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