AfD ausgebremst

BlOCKADEHALTUNG In Hamburg hindern Gegendemonstranten die „Alternative für Deutschland“ an ihrem geplanten Umzug wider das „Asylchaos“

Hamburg ist nicht Erfurt: Diese Botschaft hatte der Hamburger Landesvorsitzende der „Alternative für Deutschland“, Bernd Baumann, für die angereisten Parteimitglieder aus den benachbarten Bundesländern: Bekommt die AfD etwa in Thüringen große Aufmärsche gegen das „Asylchaos“ organisiert, ist ihr das in Hamburg nun misslungen: Den Umzug unter dem Motto „Gegen das Politikversagen! Asylchaos stoppen“ verhinderten größtenteils die zahlreichen Gegendemonstranten respektive – so Baumann –„Linkschaoten“.

Rund 500 AfD-Anhänger hatte die Polizei gezählt, denen sich bis zu dreimal so viele Protestler entgegenstellten. Eigentlich wollte die AfD vom Museum für Kunst und Gewerbe nahe dem Hamburger Hauptbahnhof aus durch die Innenstadt ziehen, wurde dann aber eingekreist. „Wer schreit, hat Unrecht“, rief AfD-Bundessprecherin Frauke Petry den Demonstranten entgegen –„Halt die Fresse!“, erhielt sie zur Antwort. Und auf ihr „Wir sind das Volk!“ der AfD-Anhänger hin erklang: „Deutschland ist Scheiße und ihr seid der Beweis!“

Begonnen hatte die Kundgebung mit dem minutenlangen Verlesen von Verboten: eine Mischung aus polizeilichen Auflagen und dem parteieigenen Aufruf, keine rassistischen Parolen oder Zeichen zur Schau zu stellen, sondern ausschließlich offizielle Statements. Auf die unangemeldete Blockade der angemeldeten Demo reagierte die Polizei, die mit mehreren Hundertschaften vor Ort war behutsam im Sinne zurückliegender Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts: Zwar fuhren Wasserwerfer auf und die Blockierer wurden mehrfach aufgefordert, die Demoroute frei zu machen. Das aber auch durchzusetzen, befanden die beamten dann für nicht mehr verhältnismäßig. Als die AfD eine angebotene alternative Route ablehnte, beschied ihr der Einsatzleiter, dann halt stationär kundzugeben.

„Die Polizei hat kapituliert“, schimpfte Baumann. Sein Publikum, darunter rund 50 Angehörige der rechtsextremen Szene, versuchte er wieder aufzubauen: „Wir haben den Platz heute gegenüber dieser Linksmafia gehalten.“ Auch Armin Hampel, einst ARD-Korrespondent und heute AfD-Vorsitzender in Niedersachsen versuchte sich im Mutmachen: „Die CDU ist am Ende und wir sind die natürlichen Nachfolger.“ PEMÜ/AS

taz.fluchthilfe SEITE 5