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"Probleme heute genauso"

Gleichstellung Seit der UN-Wetfrauenkonferenz 1995 in Peking hat sich wenig geändert

Christa Randzio-Plath

75, Juristin, ist Ehrenvorsitzende des Landesfrauenrats. Von 1986 bis 1989 saß sie für die SPD in der Bürgerschaft, von 1989 bis 2004 im Europäischen Parlament.

taz: Frau Randzio-Plath, waren Sie selbst auf der UN-Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking dabei?

Christa Randzio-Plath: Ja, die Konferenz war hinreißend. Wir hatten Visionen von Gleichberechtigung überall. Die Zivilgesellschaft und die Regierungsdelegationen waren voller Begeisterung darüber, dass wir endlich einen Stein ins Rollen bringen konnten und die Gleichberechtigung, die Geschlechtergerechtigkeit und Gender Empowerment durchsetzen können. Wir haben die Probleme identifiziert, die es heute noch genauso gibt: zum Beispiel bei Frauen in der Arbeitswelt, die andere Arbeitszeiten als Männer haben und nicht den gleichen Lohn bekommen.

Wurden damals denn auch konkrete Maßnahmen gefordert?

Natürlich. Alle Regierungen haben sich verpflichtet, das Prinzip des Gender Mainstreaming anzuwenden. Das Problem ist aber, dass noch kein Land der Welt die vollständige Gleichstellung der Frauen erreicht hat. Da sind zum Beispiel die dramatischen Probleme der Gewalt gegen Frauen. Vergewaltigung in der Ehe ist auch noch nicht in allen Staaten strafbar.

Hat die Konferenz denn irgendetwas erreicht – abseits von Hoffnung?

Ja, wir können feststellen, dass das Erbrecht geändert wurde, sodass auch Frauen und Mädchen erben können. In mindestens fünfzig UN-Staaten ist eine Quote für Regierungspositionen eingeführt. Praktisch alle Länder haben institutionelle Mechanismen zur Förderung der Frauen. In Europa gibt es bei allen 28 Regierungen Gleichstellungsinstitutionen.

Bräuchte es wieder eine Weltfrauenkonferenz?

Ich bin der Meinung, dass wir sehr sorgfältig prüfen müssen, ob das wirklich der sinnvolle Schritt ist. Ich finde es schade, dass die jüngere Frauengeneration nichts mehr von der Konferenz weiß, weil sie eben schon 20 Jahre her ist. Aber die UN-Agenda 2030 bietet den nicht erreichten Zielen eine neue Plattform. Im März sind zum Beispiel sind 50.000 Frauen in New York auf die Straße gezogen und haben gefordert, dass 2030 der Planet Erde zur Hälfte den Männern und den Frauen gehört. Das war ein Slogan, den wir schon in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren hatten. Insofern gibt es doch ein kollektives Gedächtnis bei den Frauen. Interview: AWe

Lunch-Talk: 14 Uhr, Universität Hamburg, Rechtshaus, Rothenbaumchaussee 33, Raum A131

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