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Das bisschen Abschreckung

POLIZEI Die Braunschweiger "Sonderkommission Asyl" heißt nun anders. Bei einer ersten Bilanz warnt sie davor, Flüchtlingen zu misstrauen. Sorgen machen sich die Anwohner der Erstaufnahme trotzdem

„Es ist ein kleiner Prozentsatz, der uns Probleme bereitet“

Cordula Müller, Polizei Braunschweig

Als sie im August ihre Arbeit aufnahm, um einen „bemerkenswerten Anstieg“ von Laden- und Taschendiebstählen sowie Einbrüchen aufzuklären, klang das so: „Diese Leute kommen offenbar nur hierher, um Straftaten zu begehen. Sie tauchen unter in der Menge der Flüchtlinge.“ Das sagte Ulf Küch, Leiter der Kriminalpolizei Braunschweig, mit Blick auf rund 100 Asylbewerber in der Landesaufnahmebehörde für Flüchtlinge im Stadtteil Kralenriede. „Täterorientiert“ sollte die „Soko Asyl“ nach straffällig gewordenen Flüchtlingen suchen. Gestern zog die nach viel Kritik in Soko Zerm –für „Zentrale Ermittlungen“ –umbenannte Gruppe eine erste Bilanz.

Demnach gab es bei der 13-köpfigen Soko vom 3. August bis zum 26. Oktober 518 Ermittlungsvorgänge, die zu 55 Festnahmen und 17 Verurteilungen führten. Vergleichsweise wenig, sagte die Leiterin der Polizeiinspektion, Cordula Müller, angesichts der rund 15.000 Asylbewerber, die im laufenden Jahr die Einrichtung durchlaufen hätten: „Es ist ein kleiner Prozentsatz, der uns Probleme bereitet.“ Es dürfe aber nicht der Eindruck entstehen: „Das darfst du hier“, so Müller.

„Es ist falsch, davon auszugehen, dass alle Asylbewerber kriminell sind“, sagte nun auch Küch und sprach von einem „Bruchteil“. Es sei auch nicht überraschend, dass mehr Flüchtlinge dazu führten, dass es in dieser Gruppe auch mehr Kriminalität gebe. Wichtig sei, dass Straftaten Konsequenzen hätten.

„Wir bewerten die Arbeit der Polizei nicht“, sagt Stefan Pankratowitz von der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen der taz. Aber man begrüße die verstärkte Präsenz: Die steigere das subjektive Sicherheitsgefühl der rund 4.000 Anwohner. „Auch wenn die Stimmung hier nicht bedrohlich ist, kommt es selbstverständlich zu Auseinandersetzungen.“ Das sei bei momentan rund 3.250 Flüchtlingen in der Erstaufnahme –statt wie geplant 750 –völlig normal. Wo so viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, gehe es nicht ohne Konflikte ab.

„Die Anwohner sind besorgt, weil sich das Straßenbild durch die vielen Flüchtlinge ändert“, auch das sagt Pankratowitz. Die Sprachbarriere tue ein Übriges. Das sei nicht zu ändern. „Wir können ja nicht zu den Flüchtlingen sagen, sie sollen nicht vor die Tür gehen.“

Seine Behörde versucht unterdessen gemeinsam mit der Stadt auf die Sorgen zu reagieren. So bleibt die Straßenbeleuchtung jetzt wieder die ganze Nacht an, es wurden mehr Müllbehälter aufgestellt und eine Tempo-30-Zone eingerichtet, wegen des zusätzlichen verkehrs. Die Soko Zerm will ihre Arbeit bis auf weiteres fortsetzen. ILK

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