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100 Flüchtlinge, 40 neue Wohnungen

INTEGRATION Bremen muss fast dreimal so viele Wohnraum schaffen wie bisher, hat das Pestel-Institut errechnet. Es warnt vor einer handfesten Krise und drohenden sozialen Spannungen

„Es droht eine ­Wohnungskrise, die das Potenzial hat, zu erheblichen sozialen Spannungen zu führen“

Matthias Günther, Pestel-Institut

Aufgrund der zunehmenden Zahl von Flüchtlingen sieht das Pestel-Institut auch in Bremen einen dringenden Bedarf an bezahlbaren Wohnraum und Sozialwohnungen. „Es ist zwingend notwendig, die bisherige Neubaurate enorm zu steigern und beim Leerstand kräftig zu sanieren“, sagte Institutsvorstand Matthias Günter am Montag.

„Um die für AsylbewerberInnen zusätzlich benötigten Wohnungen zu ermitteln, gilt die Formel: 100 Flüchtlinge, die nach Bremen kommen, benötigen im Schnitt 40 Wohnungen“, erläutert Günther.

Die Region Hannover müsse rund 5.400 zusätzliche Wohnungen allein für die Flüchtlinge schaffen, die in diesem Jahr erwartet würden. Bremen erwartet rund 3.140. Vor allem Universitätsstädte wie Hannover, Göttingen, Osnabrück oder Bremen stünden aber unter Druck. Deshalb warnt das Pestel-Institut jetzt vor einem „Weiter so“: „Um eine handfeste Wohnungskrise zu vermeiden, muss dringend neuer Wohnraum her. Immerhin braucht Bremen in diesem Jahr 2,9-mal so viele Wohnungen, wie bislang jährlich überhaupt neu gebaut wurden“, sagt Günther. Auch in den kommenden Jahren müsse sich Bremen auf einen „hohen Wohnraumbedarf einstellen“.

Die Wissenschaftler hatten berechnet, wie viele zusätzliche Wohnungen bei der bundesweit zu erwartenden einer Million Flüchtlinge benötigt würden. Nach Königssteiner Schlüssel und Einwohnerzahl sei dabei die Zahl der Flüchtlinge in den jeweiligen Regionen berechnet worden. Es fehle besonders an bezahlbarem Wohnraum, mahnte Günther. Dies betreffe neben den Flüchtlingen auch Rentner, Alleinerziehende, junge Menschen in der Ausbildung und einkommensschwache Haushalte.

Insgesamt benötige Bremen in diesem Jahr rund 5.090 neue Wohnungen, sagte der Wissenschaftler. In den vergangenen Jahren seien aber lediglich 1.750 Wohnungen fertiggestellt worden. Die Region um die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover müsse hingegen fünfmal so viele Wohnungen schaffen wie bisher: Insgesamt würden in diesem Jahr rund 10.870 Wohnungen benötigt.

Die 500 Millionen Euro, die der Bund bis 2020 an die Länder für den sozialen Wohnungsbau zahle, reichten nicht, kritisierte Günther. Bundesweit könnten dadurch maximal 12.000 neue Wohnungen entstehen. Der Bund müsse vielmehr auch steuerliche Anreize schaffen, um Investoren zu gewinnen. An die Adresse der heimischen Bundestagsabgeordneten gerichtet, sagt Günther: „Es droht eine Wohnungskrise, die das Potenzial hat, an vielen Orten zu erheblichen sozialen Spannungen zu führen.“ Politisch müsse der Neubau und das Sanieren von Wohnungen als Konjunkturmotor neu entdeckt werden. „Denn, was als Anreiz vom Staat investiert wird, fließt beim Wohnungsbau zu einem Großteil über Steuereinnahmen und Sozialabgaben in öffentliche Kassen zurück“, sagt Günther.

Die Untersuchung wurde von der Gewerkschaft Bauen-­Agrar-Umwelt und verschiedenen Akteuren aus der Bauwirtschaft in Auftrag gegeben.  (taz/dpa)

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