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Schwertattacke auf eine Schule

Schweden Ein Lehrer und ein Schüler werden bei einem Angriff auf eine Schule in Trollhättan getötet, mehrere Personen verletzt. Täter von der Polizei erschossen

Die Polizei versammelte die völlig verunsicherten SchülerInnen auf dem Schulhof Foto: TT News Agency/reuters

Aus Stockholm Reinhard Wolff

Bei einem Angriff auf eine Schule in der westschwedischen Industriestadt Trollhättan sind am Donnerstag ein Lehrer und ein 11-jähriger Schüler getötet worden. Außerdem wurden ein weiterer Lehrer und ein 15-jähriger Schüler durch Stiche schwer verletzt. Der Täter selbst wurde durch zwei Polizeischüsse lebensgefährlich getroffen und erlag seinen Verletzungen. Über die Person des 21-jährigen Attentäters gab es zunächst keine näheren Angaben.

Laut Augenzeugenberichten soll der ganz in schwarz gekleidete und mit einer „Star Wars“-Maske maskierte Täter die Kronan-Schule am Vormittag gegen 10 Uhr durch eine auch für die Allgemeinheit zugängliche Cafeteria betreten und dabei offenbar sichtbar einen schwertähnlichen Gegenstand getragen haben. Eine Schulangestellte, die ihm am Eingang begegnet war, und in der Cafeteria anwesende Schüler glaubten zunächst an einen verfrühten Halloweenscherz. Einige fragten ihn, ob sie ein Foto mit ihm machen könnten, bevor der Ernst der Situation klar wurde.

Man kenne weder ein Motiv, noch habe es konkrete Drohungen gegeben, erklärte Polizeisprecher Thomas Fuxborg und nannte die Tat „eine der ernstesten Geschehnisse in der schwedischen Geschichte“. ­Schwedens Schulminister Gustav Fridolin sprach von einer Attacke nicht nur auf eine Schule, „sondern auf ganz Schweden“. Und Ministerpräsident Stefan Löfven, der am Nachmittag persönlich den Tatort besuchte, sprach von einem „schwarzen Tag für Schweden“.

Ministerpräsident Löfven sprach von einem „schwarzen Tag für Schweden“

Das Land war in der Vergangenheit von solchen Anschlägen verschont geblieben, die letzte Schulattacke liegt über 50 Jahre zurück. Allerdings gab es in den letzten Jahren immer wieder Zwischenfälle mit Messern. Vor vier Jahren war ein 17-jähriger Schüler vor einer Schule in einem Stockholmer Vorort mit einer Stichwaffe attackiert und verletzt worden. 2013 bedrohte ein 15-jähriger und 2014 ein 7-jähriger Schüler andere Schüler mit einem Messer. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein Attentat in Schweden passieren würde“, kommentierte der Kriminologe Jerzy Sarnecki.

Die Kronan-Schule in Trollhättan war erst im Juni von der Schulaufsicht kritisiert worden. Die Behörde konstatierte damals, dass die Schule in einem stark segregierten Umfeld liege und es ihr nicht gelungen sei, den vielen neu nach Schweden gekommenen Schülern die Unterstützung zu geben, die sie benötigten. Es gebe keine Arbeitsruhe, und es herrsche „aggressiver Sprachgebrauch“. Auch wurden die räumlichen Verhältnisse kritisiert: Das Schulmilieu sei unsicher, weil die Schule nicht klar von einer öffentlichen Bibliothek abgegrenzt und so für die Allgemeinheit teilweise ungehindert zugänglich sei.

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