: "Wissenschaft ist Kultur"
Kneipentour Ein Physikprofessor lässt für den Ruf der Naturwissenschaften trinken
55, ist Professor für Theoretische Physik an der Universität Hamburg.
taz: Herr Louis, wünschen Sie sich mehr Anerkennung für die Naturwissenschaften?
Jan Louis: Manchmal ja, wir sollten die Naturwissenschaft mehr als Teil unserer kulturellen Leistung sehen. Wenn man bei uns in Deutschland an Kultur denkt, dann kommen da Beethoven, Schiller, oder Kant, aber nicht die Naturwissenschaftler wie Planck, Hertz oder Heisenberg. In Frankreich zum Beispiel gehören die großen Naturwissenschaftler wie selbstverständlich zur kulturellen Leistung ihrer Gesellschaft dazu. Heute Abend in der Kneipe wollen wir einen Zusammenhang herstellen zwischen Naturwissenschaften und kultureller Leistung. Wir haben da ja keine Folien, sondern nur unsere Stimme, fast wie Schauspieler.
Biedert sich die Wissenschaft da nicht den Menschen an?
Nein, das muss sie auch nicht. Wir möchten aber trotzdem in mit unserer Forschung zu den Menschen gehen und die Öffentlichkeit informieren. Damit wollen wir auch Menschen erreichen, die vielleicht eine Schwellenangst haben, in unsere Hörsäle oder auf unseren Campus zu kommen.
Welchen Mythen wollen Sie begegnen?
Es gibt ja immer den Mythos des Elfenbeinturms, aber seit Jahren versucht die Wissenschaft dem entgegen zu gehen, indem sie öffentliche Veranstaltungen wie Abendvorträge oder Tage der offenen Tür macht.
Warum ist es wichtig, dass Wissenschaftler ihre Forschung einem breiten Publikum präsentieren?
Ein Großteil der Forschung wird mit öffentlichen Geldern finanziert. Dementsprechend hat die Öffentlichkeit ein Recht darauf, informiert zu werden. Es ist aber nicht nur das: Wir sind auch einfach unglaublich begeistert von dem, was wir machen. Diese große Faszination wollen wir auch mit den Menschen teilen.
Braucht der öffentliche Diskurs mehr Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen?
Ja. Naturwissenschaftler haben über viele Dinge sehr genau in der Tiefe nachgedacht, das tun nicht nur Philosophen. Da würde ich mir wünschen, dass in der deutschen Öffentlichkeit ein größeres Spektrum von Beratern vorkommt. Wir alle würden ein wenig davon profitieren, wenn die Naturwissenschaften mehr in den gesellschaftlichen Diskurs eingebunden werden.
Interview: Albert Wenzel
„Wissen vom Fass“: heute ab 18 Uhr. Genauere Infos unter wissenvomfass.de
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