Kabelsalat Trassen für den Strom – eine Übersicht
: 4.750 Kilometer Baustelle

Foto: Silke Reents

Neue Leitungen

Damit es in Süddeutschland noch genug Strom gibt, wenn im Jahr 2023 alle Atomkraftwerke vom Netz gegangen sein werden, setzt die Politik auf mehr Leitungen von Norden nach Süden. Bis zum Jahr 2024 hält die Bundesnetzagentur 1.750 Kilometer Neubau für notwendig; gut 3.000 Kilometer bestehende Leitungen sollen verstärkt werden. Kritiker meinen, dieser Ausbau sei überdimensioniert und nutze vor allem der Braunkohle.

Während in Deutschland bisher fast ausschließlich Wechselstrom transportiert wird, soll ein großer Teil der neuen Leitungen Gleichstrom transportieren. Das hat den Vorteil, dass bei gleichem Platzbedarf eine größere Strommenge transportiert werden kann und die Stromverluste beim Transport geringer sind. Allerdings ist das System viel unflexibler: Anders als bei klassischen Wechselstromleitungen kann der Strom nur vom Anfangs- zum Endpunkt transportiert werden; unterwegs ist keine Einspeisung oder Entnahme möglich.

Erdkabel statt Strommasten

Bisher wurden Fernstromleitungen in Deutschland fast komplett als Freileitungen realisiert. Wegen der hohen Masten, der breiten Schneisen in der Landschaft und aus Angst vor Elektrosmog sind diese sehr umstritten. Das Bundeskabinett hat darum in dieser Woche beschlossen, dass künftig Erdkabel Vorrang haben sollen.

Dabei werden mehrere Leitungen parallel in Röhren in 1,50 bis 2 Meter Tiefe verlegt. Der Eingriff in die Landschaft ist darum während der Bauphase größer als bei einer Freileitung; anschließend ist ein Erdkabel aber unauffälliger. Allerdings muss auch darüber eine mindestens 10 Meter breite Trasse frei von Büschen und Bäumen gehalten werden, damit die Kabel nicht durch Wurzeln beschädigt werden und für Reparaturen zugänglich sind.

Je nach Gelände kosten Erdkabel pro Kilometer 4- bis 15-mal so viel wie eine Freileitung. Das Wirtschaftsministerium erwartet für die geplanten Leitungen Mehrkosten von 8 Milliarden Euro. Zudem gehen die Betreiber davon aus, dass die Erdkabel höchstens halb so lange halten wie Freileitungen; Erfahrungen gibt es bisher kaum.

Die Alternative: Speicher

Statt den ungleichmäßig erzeugten Strom über neue Netze zu verteilen, könnte er auch gespeichert und später verbraucht werden. Als kurzfristige Speichermöglichkeiten werden Batterien die besten Chancen eingeräumt. In Kombination mit Solaranlagen sind sie bereits an der Schwelle zur Wirtschaftlichkeit. Technisch ausgereift, aber derzeit unwirtschaftlich sind auch Pumpspeicher, die bei Stromüberschuss Wasser in ein hoch gelegenes Becken pumpen und später über einen Generator wieder ablassen. Auch sie eignen sich wegen ihrer begrenzten Kapazität eher zum kurzfristigen Speichern.

Die größten Hoffnungen für langfristiges Speichern ruhen auf Power to Gas. Dabei wird mit Strom Methan erzeugt, das über das bestehende Erdgasnetz transportiert und später wieder verstromt werden kann. Das Verfahren ist derzeit aber noch mit hohen Kosten und großen Energieverlusten verbunden. Malte Kreutzfeldt