piwik no script img

Zelte überfüllt

Flüchtlinge Stadt ist mit ihren Kapazitäten am Ende. Zwangsunterbringung in einer Tennishalle abgebrochen, Schlägerei um Duschen

Die Schwierigkeiten bei der Unterbringung von Flüchtlingen spitzen sich zu. In dieser Woche sei die Stadt erstmals nicht in der Lage gewesen, allen Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zu bieten, sagte der Sprecher der Innenbehörde, Björn Domroese, am Donnerstag. 500 Flüchtlinge mussten von Dienstag auf Mittwoch im Freien vor der Zentralen Erstaufnahme in Harburg schlafen. Dort waren im Laufe des Tages 600 Menschen angekommen, von denen nur 100 Plätze in Zelten und Containern fanden.

Auch im Laufe des nächsten Tages waren die Behörden zunächst nicht in der Lage gewesen, das Problem zu lösen. Erst im Laufe der Nacht wurden die obdachlosen Flüchtlinge in zwei Gebäude gebracht – die Hälfte kam in einer ehemaligen Schule am Kurdamm in Wilhelmsburg unter, die anderen übernachteten in einer Elternschule in Eimsbüttel.

Der Notfallplan der Innenbehörde, um eine zweite Nacht im Freien zu verhindern, war zunächst ein anderer gewesen: Von Harburg wurden die Flüchtlinge am späten Mittwoch Abend nach Niendorf gebracht, wo Polizei und Feuerwehr eine Tennishalle aufbrachen. Die Bürgerschaft hatte wenige Stunden zuvor ein Gesetz beschlossen, nach dem die Stadt in Zukunft leer stehende Immobilien ohne die Zustimmung des Eigentümers nutzbar machen – also zwangsanmieten – kann.

Zu dem Zeitpunkt, als BeamtInnen die Halle aufbrachen, war das Gesetz allerdings noch nicht in Kraft. Letztlich schlief auch niemand in der Tennishalle: „Während wir dort zugange waren, erreichte uns die Nachricht, dass die ehemalige Schule in Wilhelmsburg und die Elternschule in Eimsbüttel belegbar sind“, begründet Behördensprecher Domroese die Entscheidung. In der Elternschule können die Flüchtlinge allerdings nur bis zum Wochenende bleiben.

Chaotische Zustände herrschen nach wie vor auch in Bergedorf, wo ein Großteil der Flüchtlinge, die zuvor in den Messehallen waren, in einem ehemaligen Baumarkt untergebracht ist. Als die Flüchtlinge vor einer Woche ankamen, fanden sie eine komplett leere und schmutzige Halle vor. 75 von ihnen bevorzugten es, auf der Straße zu schlafen. Damit wollten sie auch auf die schlechten Bedingungen in der Unterkunft aufmerksam machen.

In der Nacht zum Donnerstag kam es dann zu einer Massenschlägerei. Nach Informationen des NDR war es dabei um die Benutzung der wenigen Duschen gegangen, die es auf dem Gelände gibt. Die Polizei kam gleich zwei Mal mit einem Großaufgebot. Acht BewohnerInnen wurden vorläufig festgenommen. Auch die Feuerwehr war nach Mitternacht vor Ort,um einen brennenden Müllcontainer zu löschen. KSCH

taz.nord

Exil

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen