: Großer Menschenandrang schon in der Früh
Asyl Vor dem Lageso herrschen chaotische Zustände. Ehrenamtliche fordern mehr Polizei
Montag früh vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso). Von zwei Seiten drängen mehrere hundert Asylsuchende an die Gitter vor dem Eingang. Seit Stunden stehen sie hier. Die Sicherheitsdienstmitarbeiter versuchen eine Seite für Frauen und Kinder zu reservieren, was nur mäßig gelingt. Auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite warten etwa hundert Menschen. Die Polizei hat sie aufgefordert, die Straße für Autoverkehr frei zu halten.
Kurze Zeit später, gegen 6.15 Uhr, öffnen Sicherheitsdienstmitarbeiter ein Gitter, zunächst nur, um Familien auf das Gelände zu lassen. Doch das misslingt. Sofort setzen sich alle Wartenden in Bewegung: die Flüchtlinge von der gegenüberliegenden Straßenseite, die Flüchtlinge vor den Gittern. Mehrere Menschen stürzen, einige Männer geraten unter die fallenden Gitter und werden überrannt. Zwei Minuten später sind alle auf dem Gelände. Zwei Verletzte bleiben am Boden liegen. Sicherheitsdienstmitarbeiter führen sie an die Seite. Die Flüchtlinge haben sich inzwischen in verschiedene Warteschlangen zwischen Absperrgittern eingereiht.
„Montags sind es immer viele Flüchtlinge, und es werden täglich mehr“, sagt Laszlo Hubert, Sprecher von Moabit hilft. „Wir brauchen mehr Polizisten, bei jeder Sportveranstaltung wird die Polizei eingesetzt.“ Die Flüchtlinge seien meist geduldig, weiß Hubert, doch die Sicherheit auf dem Gelände könne nicht gewährleistet werden.
Aufgrund des großen Menschenandrangs konnte die Behörde am frühen Montagnachmittag keine Geldleistung auszahlen. Wer Leistungen beziehen wollte, wurde wieder nach Hause geschickt. Am vergangenen Donnerstag war zudem ein vierjähriges Flüchtlingskind aus Bosnien und Herzegowina auf dem Lageso-Gelände verschwunden. Die Polizei durchkämmte am Montag einen Park in Moabit und sucht mit Plakaten nach dem Jungen. Uta Schleiermacher
Am Mittwoch ab 15 Uhr ruft das Bündnis „My Right Is Your Right“ zu einer Kundgebung gegen Diskriminierung und Rassismus vor dem Lageso auf
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