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Schwuler Theologe glaubt nicht an Reform

Kirche Ehemaliger Vatikan-Professor rechnet nach neuem Coming-out nicht mit Veränderungen

KÖLN epd | Der schwule katholische Theologe David Berger hält grundlegende Veränderungen der offiziellen katholischen Haltung zur Homosexualität gegenwärtig für ausgeschlossen. „Würden die Bischofssynode oder der Papst tatsächlich das Unmögliche beschließen, wäre eine Kirchenspaltung die Folge“, sagte der Autor und Kirchenkritiker dem Kölner Stadt-Anzeiger“ Vorstellbar seien allenfalls begrenzte, dezentrale Optionen.

Berger befürchtet eine zusätzliche Verhärtung bei den Gegnern jeglicher Reform im Vatikan nach dem Coming-out des schwulen polnischen Priesters und Mitarbeiters der vatikanischen Glaubenskongregation, Kryzstof Charamsa. Der Kuriengeistliche war vom Vatikan umgehend aus dem Dienst entlassen worden.

Nach Bergers Einschätzung ist jeder zweite Kleriker im Vatikan schwul. „Jeder, der näher mit dem Klerus in der Kurie zu tun hat, weiß das“, sagte er. Berger hatte 2010 mit seinem Coming-out und seiner Kritik am Umgang der katholischen Kirche mit Homosexuellen für Aufsehen gesorgt. Dem Autor des Buchs „Der heilige Schein – Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche“ wurde daraufhin von der päpstlichen Thomas-Akademie in Rom der Status als Gastprofessor aberkannt. Der damalige Kölner Erzbischof Joachim Meisner entzog ihm die Lehrerlaubnis für das Schulfach katholische Religionslehre.

In Rom berät seit Sonntag eine dreiwöchige Familiensynode unter anderem über das Thema Homosexualität. Bis zum 25. Oktober diskutieren rund 270 Synodenväter aus aller Welt über das katholische Verständnis von Ehe, Familie und Sexualität. Die Synode soll den Papst beraten, der dann das letzte Wort haben wird.

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