: Verdi stimmt Eltern auf neue Kitastreiks ein
TARIFKONFLIKT Ab Mitte Oktober könnten ErzieherInnen wieder streiken – falls bei Verhandlungen Ende September kein lukratives Angebot gemacht wird
Verdi wollte 10 Prozent mehr Lohn, die kommunalen ArbeitgeberInnen waren bereit, 2 bis 3 Prozent zuzugestehen. Zwischenzeitlich beschäftigte sich eine Schlichtungskommission mit den unterschiedlichen Forderungen. Heraus kam ein Schlichterspruch: zwischen 2 und 4,5 Prozent für die zumeist weiblichen Beschäftigten im Erziehungs- und Sozialdienst.
Zu jener Zeit konnten die Eltern ihre Kinder wieder in die Krippe, die Kita, den Hort bringen, der wochenlange Kitastreik um mehr Lohn für ErzieherInnen war beendet. Für nahezu alle Eltern war die Streikzeit schwierig. Wohin mit den Töchtern und Söhnen, wenn die Arbeit ruft, aber die Kita dicht ist? Manche Mütter und Väter nahmen ihre Kinder mit ins Büro, andere verpflichteten Eltern, Schwiegereltern, Großeltern. Manche bezahlten teure Babysitter. Die meisten Eltern unterstützten die ErzieherInnen. Sie wollen ErzieherInnen, die gut ausgebildet und kompetent sind und dafür angemessen bezahlt werden. Damals hatten die ErzieherInnen und Verdi den Zuspruch der Eltern.
Das könnte jetzt kippen. Die Gewerkschaft droht mit einem weiteren Streik ab Mitte Oktober. Das zumindest kündigte Verdi-Chef Bsirske in Leipzig auf dem Bundeskongress seiner Gewerkschaft an. „Das wird eine massive Eskalation des Konflikts werden“, sagte Bsirske: „Mit hohen Belastungen für alle Beteiligten, für Eltern, Arbeitgeber und für die Streikenden.“
Abzuwenden sei der Streik nur, machte er klar, wenn die kommunalen ArbeitgeberInnen bei neuen Verhandlungen am 28. und 29. September ein lukratives Angebot machten: mehr Geld für alle Sozial- und Erziehungsberufe, insbesondere für SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen. Die hätten nach dem Schlichterspruch am schlechtesten abgeschnitten. In der Branche arbeiten rund 240.000 Beschäftigte.
Die chronisch klammen Kommunen wehren sich gegen die Verdi-Forderung. Auch Elternverbände zeigen kein Verständnis mehr für weitere Streiks.
Simone Schmollack
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