Boulevard der Besten: Irina Serdyuk
Kommen schlechte Nachrichten aus der Ukraine, ist Irina Serdyuk alarmiert. Diese Kollegin koordiniert seit Anfang des Jahres die Ukraine-Berichterstattung unserer Redaktion. Dabei kann die gebürtige Ukrainerin auf ihr Netzwerk ukrainischer und russischer Journalisten zurückgreifen. Und auf perfekte deutsche Sprachkenntnisse.
Als in der Ukraine der Krieg begann, war vielen Europäern nicht einmal bekannt, dass dieses Land – größter europäischer Flächenstaat – überhaupt existiert. Städte wie Donezk und Charkiw kannten nur Fußballfans. Ausländische Medienvertreter gab es in Kiew so gut wie keine: terra incognita in Europa.
Die taz berichtet seit Anfang der Maidan-Bewegung bis heute umfangreich über die Ukraine. Sie hat mit Bernhard Clasen mittlerweile einen Korrespondenten, der von Kiew aus auch andere Städte des Landes bereist und von dort berichtet.
Irina Serdyuk hingegen betreut dieses journalistische Feld von Berlin aus, schreibt unermüdlich Artikel und Kommentare. Sie ist im ständigen Kontakt mit oft sehr jungen Journalisten, die für die taz aus allen Teilen ihrer ukrainischen Heimat schreiben und berichten. Und sie überträgt deren Texte ins Deutsche.
Irina Serdyuk stammt aus Chmelnicki in der Westukraine. Vor 30 Jahren kam sie zum Germanistikstudium nach Jena. Seit der Wende lebt sie in Berlin, mittlerweile mit ihrem Mann und den zwei Kindern, die zweisprachig deutsch-ukrainisch aufwachsen. Viele Jahre arbeitete Irina als Übersetzerin und Dolmetscherin, unter anderem für die Berlinale, organisierte Kunst- und Kulturveranstaltungen und reiste als Tänzerin und Managerin mit einer Tanzgruppe um die Welt.
Irgendwann begann sie zu schreiben. Mit ihrem Buch „Kulturschock Ukraine“ brachte sie ihr Heimatland und seine Besonderheiten interessierten Lesern näher. Für ein Praktikum im Rahmen einer Journalistenfortbildung kam sie schließlich 2012 zur taz. Ihr erster Text, ein Interview mit der Gründerin der feministischen Gruppe Femen, erschien während der Fußball-EM in der taz vor gut drei Jahren.
Dass die taz-Leserschaft, auch wenn die Ukraine aktuell nicht mehr an erster Stelle steht, viel mehr als Flüchtiges über die Situation in diesem Land lesen kann, verdankt sie Irina Serdyuk. Gaby Coldewey
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