: Schwierige Mission für den Pontifex
Kuba Dissidenten erwarten klare Worte vom Papst
„Doch ob sie mich diesmal lassen, weiß ich nicht. Gestern wurde ich festgenommen und auf der Wache festgehalten. Ob der Coronel, der gegenüber meiner Haustür steht, mich lässt, weiß ich nicht“, sagt die Mitgründerin der Damen in Weiß. Die Organisation, die sich nach der Festnahme und anschließenden Verurteilung von 75 Oppositionellen im Frühjahr 2003 gründete, gehört zu den aktivsten politischen Organisationen in Kuba. Jeden Sonntag marschieren die Frauen durch die Straßen der Hauptstadt, beginnend bei der Kirche Santa Rita im Diplomatenviertel, für das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Menschenrechte.
Mehrfach hat es Übergriffe der Polizei gegeben, und die katholische Kirche hat die Sicherheitsbehörden wiederholt aufgefordert, Handgreiflichkeiten zu unterlassen.
Andere Oppositionelle, wie Antonio Rodiles, vom Internetfernsehprogramm Estado de Sats bedauern, dass kein Treffen des Papsts mit der Opposition geplant ist. Eine weitere Gruppe von Oppositionellen, um Jorge Luís „Antúnez“, García Pérez, befindet sich im Hungerstreik, um auf die zunehmende Repression aufmerksam zu machen.
Die bemängelt auch Miriam Leyva, doch sie setzt ihre Hoffnung auf den Papst, den sie als „Katholikin hören will“. Für sie ist die Kirche eine Institution, die Ethik und moralische Werte in Kuba neu beleben kann, und dabei spielt Franziskus eine wichtige Rolle. „Die Annäherung zwischen Kuba und den USA hat er initiiert, und ich hoffe, dass er sich bei seiner Rede am Sonntag auch zu den politischen Freiheiten äußert“, erklärt die 67-jährige unabhängige Journalistin.
Erste Sätze in diese gewünschte Richtung hat Franziskus schon am Samstag bei seiner Ankunft in Havanna gesprochen. Er forderte die kubanische Regierung auf, „sich auf den Weg der Justiz, des Friedens, der Freiheit und Versöhnung zu begeben“. Versöhnung brauche Kuba, aber auch die ganze Welt, so der argentinische Papst. Mit seinen deutlichen Worten zum Handelsembargo der USA, das er als „grausam, unmoralisch und illegal“ bezeichnete, machte er sich aber auch Freunde im offiziellen Kuba. Knut Henkel
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