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Deutschland ist ein Schlaraffenland für Wölfe

KONFERENZ Das Nahrungsangebot für die Raubtiere ist das riesig: Rehe, Hirsche, Schafe

Genervte Schäfer verlangen mittlerweile sogar wolfsfreie Zonen

WOLFSBURG taz | Rund 150 Jahre waren Wölfe in Deutschland ausgerottet, nun sind sie wieder da. Als sich die ersten Raubtiere vor 15 Jahren in Sachsen ansiedelten, überwogen Neugier und Freude. Doch nach vermehrten Schafrissen und dem Auftauchen einiger Wölfe in der Nähe von Wohngebieten scheint die Stimmung zu kippen. Mit einer Internationalen Wolfskonferenz am Wochenende in Wolfsburg wollte der Naturschutzbund gegensteuern und Möglichkeiten für eine gute Nachbarschaft von Wölfen und Menschen ausloten.

Wie viele Wölfe gibt es genau? Diese Frage blieb bei der Konferenz unbeantwortet. „Wir zählen nicht die Wölfe, sondern die Familien und Paare“, sagte Ilka Reinhardt vom Lupus-Institut für Wolfsmonitoring und –forschung. 30 Rudel und 4 Paare sind derzeit nachgewiesen. Das Institut ist seit 2001 vom Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz federführend mit der wissenschaftlichen Datenerfassung über die Wölfe beauftragt. Es umfasst viele Methoden: Spuren lesen, die Losung untersuchen, Fotofallen aufstellen, einzelne Tiere besendern, genetische Analysen vornehmen.

Reinhardt wies darauf hin, dass sich die Wölfe ganz überwiegend von Wild ernähren. Das Angebot in den Wäldern etwa an Rehen oder Damwild sei riesig und um ein Vielfaches größer als in vergangenen Jahrhunderten: „Wölfe finden hier ein Schlaraffenland vor.“ Ab und zu stehen auch Schafe und auf ihrem Speisezettel. Rund 80 Schafe sollen im vergangenen, bereits mehr als 40 in diesem Jahr von Wölfen getötet oder verletzt worden sein.

Das ruft erboste Tierzüchter auf den Plan. So warnen Niedersachsens Schafhalter inzwischen vor „immer mehr Wölfen“ oder fordern, wie für die Wesermarsch, sogar „wolfsfreie Zonen“. Bei einer Demonstration im Februar in Hannover legten wütende Züchter demonstrativ eine tote Heidschnucke vor dem Landesumweltministerium ab. Gleichzeitig bemängelten sie, dass das Land die Menschen nicht ausreichend über Wölfe informiere und Entschädigungsgelder für gerissene Schafe oder Ziegen zu langsam flössen.

Die Schafrisse brächten fraglos Belastungen für die Tierhalter mit sich, räumte Elsa Nickel, Abteilungsleiterin Naturschutz im Bundesumweltministerium, ein. „Wir müssen daran arbeiten, dass Nutztierhaltung trotz der Wölfe attraktiv bleibt.“

Reimar Paul

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