: Aufbau taz statt Aufbau Ost
Blühend 1992 stand die taz vor dem Ende, doch dann entdeckte sie die Solidarität ihrer Lesenden
Zu Beginn des Jahres 1992, vor knapp 24 Jahren also, stand die taz kurz vor dem Ende. 32.723 Abos zählten wir im Bestand, bundesweit, inklusive der gerade hinzugekommenen DDR. Die respektable Auflage der Ost-taz mit allein 38.000 täglich zu 0,80 Ostmark war auf wenige 1.000 zu harter Westmark geschmolzen. Futsch waren auch die Berlinsubventionen, die Gehälter und Investitionen stützten. Dafür gab’s den Soli. Angeblich für den „Aufbau Ost“. Gemessen am gleichen Produkt sind wir heute auch ziemlich exakt am gleichen Wert wieder angelangt: 32.666 Abos.
Doch dazwischen ist viel geschehen. Und auch das Gleiche ist nicht gleich. Zum Beispiel hat nicht jedeR Lesende gleich viel Mittel, um sich Zugang zu differenzierten Informationen zu verschaffen. Im Herbst 1993 veranlasste uns eine LeserInnenumfrage die damals vergleichsweise hohen taz Abopreise zu differenzieren: Wer sich weniger leisten kann (oder mag), muss nicht die volle Gebühr bezahlen, dafür können sich einige mit dem entsprechenden Vermögen durchaus einen höheren als den nötigen Marktpreis leisten: Profs zahlen etwas für die Studis mit, war die Chiffre. Bis heute zahlen 25 Prozent freiwillig den erhöhten "Politischen Preis" und ermöglichen damit weiteren 25 Prozent den ermäßigten Betrag. Diese Preisbildung hat Methode. Wir nennen sie solidarische Methode. Nicht weil wir sie erfunden haben. Sondern weil wir sie vorgefanden. Als roten Faden, der sich durch die Geschichte der taz zieht und die Werte der taz-Machenden und der taz-Lesenden verbindet. Ohne unser Zutun hat sich diese Art freiwillig geleisteter unterschiedlicher Abobeiträge auch beim ePaper verbreitet: 19 Prozent oder 1.064 AbonnentInnen zahlen freiwillig mehr als die monatlich 12,95 Euro.
Unsere LeserInnenumfragen ergaben, dass die NutzerInnen von taz.de ganz ähnliche gesellschaftliche und politische Werte repräsentieren, wie sie auch von Lesenden der gedruckten Ausgaben genannt werden: Verantwortung, Gerechtigkeit, Solidarität. Nur sind sie deutlich jünger und verfügen über ein erheblich niedrigeres Einkommen. Ein taz.de mit Bezahlschranke würde sie ausschließen. Doch auch hier spinnen die taz Lesenden den roten Faden der Solidarität weiter: über 5200 Menschen beteiligen sich schon mit einem freiwilligen regelmäßigen Abobetrag ab 5 Euro daran, dass die taz online für alle kostenlos zugänglich bleibt. Es gibt also für JedeN eine passende Form, anzuknüpfen. Entscheiden Sie sich jetzt für das, was sich für Sie am besten eignet. Das ist gut für Sie, für die taz-Redaktion und die anderen LeserInnen, die vielleicht noch ein Weilchen brauchen, bis auch sie anknüpfen. Andreas Bull
Finden Sie Ihre eigene taz-Methode: www.taz.de/methode
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen