: Deutschland macht dicht
Flüchtlinge Zugverkehr nach Österreich für unbestimmte Zeit unterbrochen. Zudem wird an den Grenzen wieder kontrolliert. Innenminister de Maizière sagt: Flüchtlinge dürfen sich nicht einfach ein EU-Land aussuchen
Laut Spiegel Online soll die Einreise nach Deutschland nur noch mit gültigen Reisedokumenten möglich sein. Die Bild meldete, 21 Hundertschaften der Bereitschaftspolizei seien unterwegs nach Bayern, um bei der Grenzsicherung zu helfen.
Deutschland werde die geltenden Regeln zum Schutz der Flüchtlinge einhalten, betonte de Maizière. Allerdings sei die Bundesrepublik nach geltendem Recht für die meisten Herkommenden gar nicht zuständig. Er forderte die anderen EU-Staaten auf, die Flüchtlinge wieder zu registrieren und deren Asylverfahren durchzuführen. „Auch die Flüchtlinge müssen akzeptieren“, so de Maizière, dass sie sich nicht einfach ein Land der EU aussuchen dürften.
Der Salto rückwärts der Großen Koalition hatte sich im Laufe des Wochenendes angekündigt. Zwar hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) noch am Freitag in einem Zeitungsinterview verkündet, dass es keine Obergrenze für politisch Verfolgte gebe. Doch nachdem am Wochenende allein in München bis zu 20.000 neue Flüchtlinge über Ungarn und Österreich kamen, gab es einen förmlichen Zustrom besorgter Politiker.
Sowohl die Kanzlerin selbst als auch SPD-Chef Sigmar Gabriel warnten nun, dass Deutschland auf Dauer überfordert sein könnte. Gabriel forderte, das Tempo des Zuzugs müsse gedrosselt werden. „Sonst wird unser Land in eine Situation hineinkommen, wo die Hilfsbereiten sagen ‚Wir schaffen das nicht mehr.‘“ CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn kritisierte eine „beinahe euphorische Darstellung in den Medien“, die die Sorgen vieler Bürger unterschlage.
Merkel ermahnte die anderen EU-Länder, ihre Aufgaben zu erfüllen. Das beginne mit dem Schutz der Außengrenzen. Am Montag wollen erneut die EU-Innenminister in Brüssel über eine Umverteilung von rund 160.000 Flüchtlingen verhandeln.
Die Regierungschefs von Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein, Malu Dreyer und Torsten Albig (beide SPD), forderten eine Sonderkonferenz der Ministerpräsidenten. Gereon Asmuth
▶taz.fluchthilfe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen