: Reform der Bundeswehr:Frau Ministerin will hacken
MILITÄR Ursula von der Leyen möchte künftig auch digitale Kriegsführung betreiben
Neben den klassischen Kernbereichen der Bundeswehr – Luftwaffe, Heer und Marine – könnte künftig die digitale Kriegsführung eine ebenbürtige Bedeutung erhalten. Dies soll sich auch in der Struktur des Ministeriums und der Bundeswehr zeigen. Das Ziel: Die „erfolgreiche Operationsführung im gesamten Informationsraum“, wie es in einem sogenannten Tagesbefehl der Ministerin vom Donnerstag heißt.
Hintergrund der Entscheidung ist, dass sich das Militär bislang zu schlecht gerüstet sieht für digitale Bedrohungen. Zwar mangele es nicht an Kompetenzen, wie es im Ministerium heißt, jedoch an einer schlagkräftigen und zentralen Struktur. Offenbar gibt es auch Frust, weil Verantwortungsbereiche bislang oft unklar verteilt sind. Aus dem Ministerium heißt es, häufig brauche es Tage, um etwa bei Anfragen militärischer Partner überhaupt festzustellen, wer in einer bestimmten Angelegenheit zuständig ist. Eine Arbeitsgruppe im Ministerium soll daher nun einen Strukturvorschlag entwerfen, über den im Frühjahr 2016 entschieden wird. Wie genau die Reform dann aussieht und wie tiefgreifend sie wirkt, ist bis dahin offen. Kosten soll sie angeblich zunächst nichts.
Dass die Bundeswehr hinreichend Nachwuchs für ihre neuen Hacking-Pläne rekrutieren kann, bezweifelt sie derweil nicht. Ein hochrangiger Vertreter des Ministeriums sagt sinngemäß: Es gebe Herausforderungen im digitalen und technischen Bereich, die sich nur bei der Bundeswehr auf legalem Wege umsetzen ließen.
Doch Vorsicht: Das Mandat der Bundeswehr ist in vielen Bereichen recht dünn ausgestattet. So darf die Bundeswehr selbst in Kriegsgebieten wie Afghanistan keine digitalen Angriffe ausführen, sondern lediglich lauschen und mitschneiden. Technische Sabotage? Funkmasten ausschalten? Fehlanzeige, offiziell zumindest.
Und so sind im Hinblick auf eine künftige digitale Kommandozentrale der Bundeswehr derzeit mehr Fragen ungeklärt als beantwortet. Wird das eine Knallerreform mit zahlreichen Rechtsfolgen? Oder ein Verwaltungsreförmchen, das dann letztlich auch schon so gut wie egal ist?
Martin Kaul
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen