piwik no script img

Erweiterter Popbegriff

KONZERTREIHE PIA – Pop im Ausland – verspricht Frischzellenkur für den Popstandort Prenzlauer Berg

Die Frage ist also, wie viel Pop noch in Prenzlauer Berg steckt. Und ob man in dieser Angelegenheit nachbessern muss.

Wobei es nun keineswegs so ist, dass man auf der Suche nach dem Pop im Kiez nur noch auf verschlossene Türen treffen würde. Weiter gibt es den Bassy Club und wenige Meter weiter in der Schönhauser Allee die Kulturbrauerei. Einerseits. Andererseits aber wurden in den vergangenen Jahren doch einige Lichter ausgeknipst. Das Knaack ist Geschichte, der Magnet-Club wurde Richtung Kreuzberg gedrängt. Er hat zwar seinen Betrieb eingestellt. Übergangslos aber soll es an gleicher Stätte, mit neuem Betreiber und neuem Namen, Musik & Frieden, mit dem Pop weitergehen.

In Kreuzberg und auch in Friedrichshain muss man in Sachen Pop und Clubs nicht groß jammern. Und Prenzlauer Berg ist in dieser Hinsicht nun nicht wirklich bereits ein Notstandsgebiet. Frischzellenkuren allerdings können nie schaden. Eine Initiative dafür hat man nun im Ausland gestartet, dem Kellerclub in der Lychener Straße. Mit PIA, griffig für „Pop im Ausland“, will man den „Popstandort Prenzlauer Berg neu beleben“, mit ein wenig Hilfe vom Berliner Musicboard, das das Projekt mit 20.000 Euro fördert.

Ob mit der auf drei Konzert­abende angelegten Reihe gleich ganz Prenzlauer Berg frischen Auftrieb erhält, muss man gar nicht erwarten. Von einer Wiederbelebung des Pop im Ausland, wo man sich zuletzt doch weit mehr um die experimentelle Musik gekümmert hat, darf man allerdings schon sprechen.

Wobei das Ausland nicht das Ausland wäre, wenn der Popbegriff bei den PIA-Konzerten nicht ziemlich weit ausgereizt werden würde. So darf man sich im November auf eine eigenwillige Version von J-Pop freuen mit Hatsune Kaidan, die zuckersüßen Gesang mit dem Krachfetischismus der japanischen Noise-Musiker von Hijokaidan zusammenzwingen. Im Oktober gibt es mit Moishe Moishe Moi­shele aus Paris einen um Acid erweiterten Klezmer zu hören.

Heute am Samstag startet PIA mit Massicot, vier Musikerinnen aus der Schweiz mit nervös drängelndem Postpunk, und der Grime-Pionierin Nolay aus London. Zwei unterschiedliche Welten, die sich musikalisch wenig zu sagen haben – eigentlich. Wäre da nicht diese Dringlichkeit, die beiderseits zu hören ist. Was doch Programm bei PIA sein sollte. Thomas Mauch

Ausland, Lychener Str. 60. Samstag, 21 Uhr, 9 €

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen