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"Das ist ein Grundsatzfehler"

Musik Klaus von Wrochem alias "Klaus der Geiger" mischt Astor Piazzollas Tangos mit Jazz.

Foto: Reichel/dpa
Klaus der Geiger

75,geboren als Klaus von Wrochem, ist ein politisch engagierter Liedermacher und einer der bekanntesten Straßenmusiker.

taz: Herr von Wrochem, Sie treten häufig auf Demonstrationen auf. Warum ist Musik ein gutes Mittel für Gesellschaftskritik?

Klaus von Wrochem: Ich bin kein Politiker, sondern Musiker. Und bei Musik hören die Leute zu. Aber ich bin auch ein verantwortungsbewusster Mensch und nutze meine musikalischen Fähigkeiten, um die Leute zu informieren.

Wofür sollten die Menschen in der heutigen Zeit einstehen?

Zuerst muss man unser neokapitalistisches System durchblicken. Das ist schwer, aber wichtig. Wir leben in einer ewigen Krisenzeit, haben alle paar Jahre einen Crash und retten Banken auf Kosten der meisten Menschen. Das ist ein Grundsatzfehler. Die Menschen wissen das, doch niemand tut etwas dagegen.

Woran liegt das?

Macht ist leider so strukturiert, dass sie durch Geld bestimmt wird. Ein Mensch ist so viel wert, wie er auf dem Konto hat. Die Ärmeren können dagegen nichts ausrichten.

Sie machen immer noch Straßenmusik - etwa wegen des Geldes?

Als Straßenmusiker verdient man nicht so viel. Ich mache seit 45 Jahren Straßenmusik. Und das nicht wegen des Geldes, sondern wegen der Politik.

Dann finden Sie die Shopping-Meilen so schön?

Die sind nun wirklich nicht schön. In den Einkaufsstraßen kann ich einfach die meisten Menschen erreichen.

Mit dem Gitarristen Marius Peters spielen Sie heute Stücke des argentinischen Komponisten Astor Piazzolla. Wie passen Tango und Jazz zusammen?

Piazzolla ist sehr schwer. Es gibt nicht viele Gitarristen, die die technischen Fähigkeiten besitzen – übrigens auch nicht so viele Geiger. Die argentinischen Rhythmen mischen wir mit Jazz und improvisieren anhand der Bassline.

Die Latzhose ist Ihr Markenzeichen. Wie kam es dazu?

Eine normale Hose rutscht mir immer herunter. Dagegen gibt es zwar Hosenträger, aber die Latzhose ist einfach praktisch. Außerdem gab es eine Zeit, da war sie modern.

Interview: Laurin Meyer

"Klaus der Geiger und Marius Peters präsentieren Astor Piazzolla", ab 17 Uhr auf dem Lucie-Flechtmann-Platz und ab 21 Uhr im "Grüner Zweig"

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