: Brandstiftung mit Folgen – für die Täter
Anschlag Drei Verdächtige des Angriffs auf ein Flüchtlingsheim sitzen in Untersuchungshaft. Sie stammen aus der Neonazi-Szene
In der Nacht zum Freitag sollen die Inhaftierten den Anschlag auf die ehemalige Schule verübt haben, sagte Jens Petersen, Sprecher der Polizeidirektion Hameln-Pyrmont. Kurz nach zwei Uhr morgens warfen die Täter demnach durch eine Fensterscheibe im Erdgeschoss einen brennenden Molotowcocktail in das zweistöckige Haus, in dem 40 Personen, darunter 29 Asylsuchende aus Pakistan, Syrien, dem Irak, der Elfenbeinküste und Simbabwe, wohnen. Dass die Bewohner der Erdgeschosswohnung nicht verletzt oder getötet wurden, war Zufall. Im Nebenzimmer hatte sich eine 34-jährige Mutter aus Simbabwe mit ihren drei Kindern aufgehalten. Die von Anwohnern alarmierte Feuerwehr konnte den Brand löschen und alle Personen evakuieren.
Während des Anschlages hatte ein Wagen mit laufendem Motor gewartet – was Anwohnern aufgefallen war. Nur durch die Aufmerksamkeit der Bevölkerung sei der schnelle Ermittlungserfolg möglich gewesen, sagte Petersen. Die beiden mutmaßlichen Täter, bekannt als Rechtsrock-Fans, sollen in der rund 9.400 Einwohnern großen Gemeinde gut integriert sein. Sie waren der Polizei wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und auch politisch motivierten Taten aufgefallen – wie das Zeigen des Hitler-Grußes. Beide sollen Kontakt zur rechten Szene haben, so die Polizei. Am Freitag hatte es noch geheißen, am Ort gebe es keine „rechte Szene“.
Seit Jahren agiert in der Region zwischen Hameln und Hildesheim eine heterogene Szene von Kameradschaftsmilieu bis zu rechtsextremen Parteien. Am Freitagnachmittag versuchte ein Rechtsextremist in Salzhemmendorf eine Kundgebung von 2.000 Menschen gegen Fremdenfeindlichkeit zu stören. Die Polizei nahm ihn fest.
Der Anschlag hatte Entsetzen ausgelöst. Niedersachsen Ministerpräsident Stephan Weil sprach vom „versuchten Mord“. Helge Limburg, Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen im Landtag, sagte: „Spätestens jetzt muss klar werden, dass wir es mit einer Vorstufe des Terrorismus zu tun haben.“
Andreas Speit
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