Paul Wrusch Der Wochenendkrimi
: Die moderne Pippi Langstrumpf

Noch vereint: Fippa (Hanna Westerberg) und Mutter Foto: Stefan Erhard/ ZDF

Plötzlich steht sie mitten in der Villa Kunterbunt. Alles ist da: die bunte Hausfassade, die Veranda, Pferd und Affe. Fippa tanzt durch die verwinkelten Räume. In bester Pippi-Langstrumpf-Manier kämpft sich Fippa durch den Film. Knackt Autos, klaut Essen und bastelt Fallen aus Fischernetzen. Die junge Schauspielerin Hanna Westerberg gibt alles – doch das reicht nicht.

Denn die neue Folge von „Der Kommissar und das Meer“ zieht sich in die Länge. Zum 18. Mal ermittelt der deutsche Kommissar Robert Anders (Walter Sittler) auf der schwedischen Insel Gotland. Im neuen Fall „Das Mädchen und der Tod“ wird die Leiche einer jungen Frau an den Klippen gefunden. Jahrelang hatte sie ihre Tochter Fippa vor der Außenwelt abgeschottet. Jetzt wird Fippa vermisst. Sie scheint sich auf einen Selbstjustiz-Trip begeben zu haben. Leider ist das Drehbuch schwach. Kommissar Anders ermittelt meist dem Erkenntnisstand der Zuschauer hinterher. Ansonsten: logische Fehler, unklare Motive, blasse Figuren. Dazu miese Synchronisation, kitschige Landschaftsbilder und überdramatische Schauspielereinsätze. Zeitweise erinnert das an Rosemunde-Pilcher-Verfilmungen. Dabei bietet die Story interessante Ansätze. Zentrales Motiv ist das Eltern-Kind-Verhältnis. Doch ausgereizt wird das alles nicht.

Ein Highlight ist da noch Gerichtsmedizinerin Ewa Svensson, die von Inger Nilsson gespielt wird. Ja, genau, von Pippi Langstrumpf also. Nilsson war Kinderstar und hat seither wenig drehen dürfen. Dabei kann sie spielen und hat noch immer diese leuchtenden, blauen Augen und das strahlende Lächeln. Doch retten kann sie die Folge nicht.

Auf eine steile These eines Kollegen entgegnet Kommissar Anders: „Du siehst zu viele schlechte Krimis.“ Das kann als Selbstironie gelesen werden.

„Der Kommissar und das Meer – Das Mädchen und der Tod“,Sa. 20.15 Uhr, ZDF