Kleiner Raum mit großen Ambitionen

Crowdfunding (II) Bei 500 Euro kommt der Stummfilm-Pianist: Wie der Hamburger „Filmraum“ seine Zukunft sichern will

Platz für 40 Leute: der „Filmraum“ in Hamburg-Eimsbüttel Foto: Promo

Immer wieder werden Filme durch Crowdfunding finanziert – warum nicht auch ein ganzes Kino? Nun gut: Als echtes Kino lässt sich der „Filmraum“ in Hamburg-Eimsbüttel nur mit viel gutem Willen bezeichnen; auch die Betreiber vermeiden das Wort. Andererseits: Sowohl „kultureller Veranstaltungsraum“ als auch „Plattform für kulturelle Andersartigkeit“ klingen doch sehr verkopft. Und immerhin treffen sich im Filmraum Menschen – um gemeinsam Filme zu sehen. 40 Zuschauer passen in den kleinen Raum, sitzen auf Sofas und Sesseln und ein paar alten Kino­stühlen. Projiziert wird nur per Beamer. Aber hier treffen sich Cineasten und Künstler aus dem Stadtteil, und beim jährlichen Kurzfilmfestival ist der Raum eine Abspielstätte.

Seit acht Jahren betreibt Behzad Safari den Filmraum, in dem es auch schon Lesungen und Konzerte und regelmäßig auch Stummfilmvorführungen mit Live-Musik. Eigentlich sollte all das durch einen DVD-Verleih mitfinanziert werden, und eine Zeitlang funktioniert das Konzept auch. Doch inzwischen leiht sich kaum noch jemand eine DVD aus, Safari spricht von Einbußen von 99 Prozent, vor Kurzem stieg auch noch die Miete dramatisch.

Ohne ein neues Konzept und einige technische Veränderungen ist der im Viertel beliebte Treffpunkt da nicht mehr zu halten – und ermöglichen soll das eine Crowdfunding-Kampagne. Auf der Plattform „Nordstarter“ hat der Filmraum nun einen sympathischen Auftritt. Am 3. August begann die Spendenaktion, noch bis zum 6. September ist Zeit, um mindestens 9.000 Euro einzusammeln. Als Funding-Ziel werden 12.000 Euro angestrebt, zusammengekommen sind bislang etwas mehr als 6.500 Euro, es sieht also ganz gut aus. Mit dem Geld sollen die laufenden Kosten für sechs Monate gesichert und dazu eine 450-Euro-Stelle finanziert werden. Als „Dankeschön“ winken Spendern etwa ein „Filmspaziergang durch ein Hamburger Viertel“ (30 Euro) oder auch ein „Stummfilmkonzert für dich und deine Freunde“ (500 Euro).

Es geht wohl vor allem darum, ob sich die Eimsbütteler Cineasten einen Treffpunkt leisten möchten, der völlig anachronistisch ist – und vielleicht deshalb erhaltenswert. Typisch ist die vorerst letzte Vorstellung: Heute ab 20 Uhr laufen „14 Roadmovies in 85 Minuten“. HIP

www.nordstarter.org/filmraum