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Im Nationalpark Isla Cabritos in der Dominikanischen Republik findet gerade ein Katzenvernichtungsprogramm stattEin Fest für den Hispaniola-Leguan

Foto: Axel Völcker

Tier und Wir

von Heiko Werning

Passend zum Weltkatzentag in der vergangenen Woche fand ich mich zum Besuch im Nationalpark Isla Cabritos in der Dominikanischen Republik ein. Die Überfahrt dieses auf einer Insel im größten Binnensee der Karibik gelegenen Naturschutzgebietes war nur möglich dank der Einladung durch Biologen vor Ort, denn für die Öffentlichkeit ist die „Ziegeninsel“ derzeit unzugänglich. Der reizende Grund: Hier wird gerade ein Katzenvernichtungsprogramm durchgeführt.

Ich kam an, als die Frühschicht gerade den morgendlichen Inspektionsgang beendet hatte. Zwei frisch geerntete Katzenkadaver landeten auf einer kleinen Deponie hinter der Wildhüter-Hütte. Mit Fallen und Gewehren wird den Tieren, die sich leider nicht nur im Internet epidemisch ausbreiten, hier nachgestellt, für die Katzen enden beide Varianten mit dem Tod. Die Fliegen hingegen freut es, für sie wird der Tisch gut gedeckt. Was wiederum den ortsansässigen Glattkopfleguanen und Haiti-Ameiven ein Fest ist und mir entsprechend schöne Fotomotive dieser charmanten Echsen einbrachte. Des einen Freud, der Katze Leid.

Grund für die Löschung des Katzen-Contents ist die Eigenart der hierher verschleppten Haustiere, sich recht erfolgreich an der heimischen Reptilienfauna zu vergehen. Vor allem die beiden heimischen Großechsen, der Nashorn- und der Hispaniola-Leguan, haben unter den meuchelnden Samtpfoten zu leiden. Ihre Jungtiere sind dem eben nicht natürlichen Feind hilflos ausgeliefert. Der Bestand des Hispaniola-Leguans, von dem nur noch wenige tausend Exemplare in freier Wildbahn leben, ist beunruhigend zurückgegangen in den letzten Jahren.

Das Problem kennen in Deutschland heimische Zaun- und Mauereidechsen ebenso. Trotzdem tobt eine absurde Debatte um den Umgang mit den Haustieren.

Natürlich kann man wie Martin Niewendick anlässlich des Katzentags im Tagesspiegel fordern: „Lasst die Wohnungskatzen frei!“. Und der geschätzte taz-Kollege Claudius Prößer hat sicherlich Recht, wenn er in seinem Beitrag zum gleichen Termin festhält, dass bei uns schließlich keine Arten durch Katzen vom Aussterben bedroht sind. Förderlich für den Bestand gefährdeter Tiere wie eben ­beispielsweise Eidechsen sind die Katzenfreigänger jedoch sicherlich nicht. Und wenn der Berliner Tierschutzverein allen Ernstes Streuner an geheimen Orten füttert, so ist das sicher gut für die betroffenen Katzen. Aber eben auch die bewusste Inkaufnahme und sogar gezielte Herbeiführung des durchaus qualvollen Todes von zahlenmäßig sehr viel mehr Kleintieren. Kann man natürlich machen, wenn man Katzen irgendwie besser findet als Mäuse oder Vögel. Aber dann sollte man sich nicht Tierschützer nennen, sondern Katzenknuddeler.

Die wirklichen Tierschützer wirken hingegen auf der Isla Cabritos, und morgen werden sie neue Katzenleichen in den Kreislauf des Lebens einspeisen. Denn hier gilt ganz unzweifelhaft: Nur eine tote Katze ist eine gute Katze. Eine sehr gute sogar. Fragen Sie mal die Fliegen. Und die Hispaniola-Leguane.

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