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Ferguson im Ausnahmezustand

Vereinigte Staaten Heftige Zusammenstöße zwischen Polizisten und schwarzen Jugendlichen am Jahrestag des Todes von Michael Brown. Die Lage bleibt angespannt

FERGUSON ap | Auch nach der Ausrufung des Notstands wegen Gewaltausbrüchen ist die Stadt Ferguson im US-Staat Missouri nicht zur Ruhe gekommen. Am Montagabend (Ortszeit) versammelten sich Hunderte Menschen mit Protestplakaten zu einer Demonstration. Eine Gruppe lief entgegen den Aufforderungen der Polizei auf einer Hauptstraße und blockierte den Verkehr. Einige warfen Wasserflaschen und Müll auf Polizisten. Andere Demonstranten forderten sie auf, das bleiben zu lassen. Die Beamten nahmen Dutzende Personen fest.

Im Laufe der Nacht löste sich die Protestversammlung weitgehend auf. Auch die Polizei zog große Teile ihrer Einsatzkräfte zurück. Als ein Polizist Pfefferspray einsetzte, wurde ein Videojournalist getroffen. Schüsse fielen nicht.

Der Bezirk St. Louis County hatte am Montag den Notstand ausgerufen, nachdem ein junger Afroamerikaner im Anschluss an eine Gedenkveranstaltung für den vor einem Jahr getöteten schwarzen Jugendlichen Michael Brown von Polizeischüssen schwer verletzt worden war. Zuvor waren mehrere Läden geplündert worden. Nach Polizeiangaben hätten sich auch mehrere Personen über 45 Sekunden lang einen Schusswechsel geliefert.

Die Polizei erklärte, der Jugendliche habe auf eines ihrer Fahrzeuge geschossen. Die Polizisten hätten zurückgefeuert. Der Vater des Jugendlichen nannte das einen „Haufen Lügen“. Sein Sohn sei ein Freund Michael Browns gewesen und habe nach Zusammenstößen bei der Gedenkveranstaltung die Polizei um Hilfe gebeten. Die Staatsanwaltschaft warf dem jungen Mann die Durchführung einer bewaffneten Straftat und Angriffe auf Polizeibeamte vor. Er war nach einer Notoperation in kritischem Zustand.

In der Nähe eines Denkmals für Brown wurden bei einer zweiten Schießerei zwei Jugendliche aus einem fahrenden Auto angeschossen. Ihre Verletzungen waren aber nicht lebensbedrohlich, wie die Polizei erklärte.

Die Protestgruppe Organization for Black Struggle warf der Polizei exzessive Gewalt­anwendung vor. Dutzende Demonstranten wurden später in St. Louis festgenommen, als sie den Zugang zu einem Gerichtsgebäude blockierten, darunter der bekannte Bürgerrechtler und Universitätsprofessor Cornel West. Michael Brown war am 9. August 2014 von einem weißen Polizisten erschossen worden. Brown war zu dem Zeitpunkt unbewaffnet. Sein Tod hatte zu Unruhen und Demonstrationen gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt in den USA geführt. Der Beamte, der ihn tötete, wurde nicht angeklagt.

Die Gedenkveranstaltung für Brown hatte friedlich mit einem Marsch begonnen, der vom Tatort zu einer Kirche der Stadt bei St. Louis im US-Staat Missouri führte. Vor dem Gedenkgottesdienst gab es einen Moment des Schweigens, an dem sich Hunderte Menschen beteiligten. Anschließend wurden zwei Tauben freigelassen. Später gab es auch einen Gedenkgottesdienst.

Seit Browns Tod hat es weitere Fälle tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze gegeben, zuletzt erst am Freitag im texanischen Arlington. Dort erschoss ein Polizist einen 19-jährigen schwarzen Studenten, der mit seinem Fahrzeug die Schaufensterscheibe eines Autohändlers durchbrochen hatte. Nach Angaben der Behörden kam es zu einem Handgemenge, bei dem die tödlichen Schüsse fielen.

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