piwik no script img

Die WahrheitSchrumpfende Schrate

Knitterpartie: Überall wird alles immer schrumpliger, im Sport, im öffentlichen Raum, beim Handgepäck und bei Superhelden

Wird Poldi in Istanbul wieder zu alter – also junger – Größe heranwachsen? Foto: reuters
Von Kriki

Nicht Rumpel-, sondern Schrum­pel­fuß­ball in Istanbul verspricht die Verpflichtung von Lukas Podolski durch Galatasaray. Denn wie hatte der Tagesspiegel über den ewigen Kölner Podolski enttäuscht vermerkt? „Nun schrumpft er weiter“!

Allüberall wird derzeit geschrumpft, dass es nur so eine Art hat. Wenn bei den Basketballern „die Auswahl schrumpft“ (Tagesspiegel), sieht man schon zwergengroße Spieler über das Parkett kobolzen, aber leider ist nur deren Anzahl geschrumpft.

Der internationale Airline-Verband Iata wollte auch auf Schrumpfkurs gehen und dazu das „Handgepäck schrumpfen“, meldete die dpa. Nach einem Aufschrei der Basketballer und anderer Passagiere, legte die Iata diese Pläne auf Eis. Wenn die baumlangen Basketballer gelesen hätten, dass ihre Chromosomenenden altersabhängig schrumpfen, würden sie vielleicht die Nase über die Schrumpfwissenschaftler rümpfen, die das herausgefunden haben, ohne zu ahnen, dass „rümpfen“ einschrumpfen bedeutet.

Dafür kennen wir alle den Begriff „Rümpfsteak“ für ein besonders kleines, runzliges Steak. Genauso, vertrocknet und mit rauer Haut, muss ein anständiger Schrötel, Schretel oder Schräz aussehen. Den Schrötel oder Scrato kennen wir alle als „Schrat“. So heißt nämlich Meckis müder Mitbewohner aus der Zeitschrift Hör Zu, und dieser ist bekannt dafür, dass er schlafend die Tage schrumpft.

Und weil die meisten Menschen immer öfter wie der Schrat zu Hause sitzen und schlafen oder rumdaddeln, „schrumpft der öffentliche Raum“, warnt der Tagesspiegel. Wenn man dazu in einer „schrumpfenden S-Bahn“ „auf Schrumpfkurs“ durch Berlin fährt, muss man sich nicht über das „Dehnen der Zeit und das Schrumpfen des Monumentalen“ (taz) wundern.

Dafür hat der Spanier genug von den Schrumpfprozessen: „Spanien schrumpft nicht mehr“, weiß der Tagesspiegel. Misstrauisch blickt der Spanier dafür auf Schrumpfschläuche. Diese sind so etwas wie Stützstrümpfe für elektrische Kabel.

Sogar in den neuen Notausgangsnormschildern spiegelt sich „die normative Kraft des Schrumpfens“ (Georg Jellinek) wider, der Kopf des Flüchtenden ist auf den neuen ASR-Schildern kleiner geworden. Dieser Schrumpfkopf ist ein regelrechter Schnellschrumpfler im Vergleich zu den massigen Sauriern. Die brauchten beim „Großen Schrumpfen“ (Tagesspiegel) 50 Millionen Jahre, um zu flugfähigen Vögeln zu werden.

Das große Schrumpfen des kleinen Mannes ist dafür gerade in den immer kleiner werdenden Kinos zu beobachten. Dort schrumpft Ant-Man auf Ameisengröße und kämpft auf der Leinwand gegen die fiesen Minions, die kleinen Bösewichter mit der geschrumpften Moral.

Glücklicherweise geht es Ant-Man beim Kampf gegen das kleine Böse nicht wie den Zieseln und den Weißfußmäusen nach dem Winterschlaf. Denen schrumpft nämlich bei der Winterruhe das Hirn, so dass sie beim Aufwachen nicht mehr wissen, wer und wo sie sind. Schuld daran ist das fehlende Sonnenlicht: „Ohne Sonne schrumpft das Hirn“, lesen wir bei Spiegel Online.

„Durcheinander wie ein Ziesel“ laufen die Kleinsäuger dann durch die Gegend, geschrumpfte Ziesel in gedehnter Zeit. Doch sobald unser Zentralgestirn wieder strahlt, sind sie innerhalb von nur wenigen Tagen wieder ganz die Alten. So wie der zurückgeschrumpfte Ant-Man und wie Poldi, wenn er nur genug Spielpraxis bekommt in Istanbul!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare