piwik no script img

„Schlafmobile“ gegen Wohnungsnot

PROTEST Mit einer Kunstaktion hat das Bündnis „Menschenrecht auf Wohnen“ auf dem Marktplatz auf die Not von Obdachlosen hingewiesen. 600 sollen es in Bremen sein – mit steigender Tendenz

Menschenrecht auf Wohnen

Inder Bremischen Landesverfassung heißt es in Artikel 14: „Jeder Bewohner der Freien Hansestadt Bremen hat Anspruch auf eine angemessene Wohnung. Es ist Aufgabe des Staates und der Gemeinden, die Verwirklichung dieses Anspruches zu fördern.“

Im deutschen Grundgesetz wird die Wohnung gleich nach der Präambel unter den Grundrechten als besonders schützenswerter Raum erwähnt.

Auch laut UN-Menschenrechtserklärung hat jeder Mensch eine Recht auf eine Wohnung.

Mit einer Protestaktion auf dem Marktplatz hat das Bündnis „Menschenrecht auf Wohnen“ am Donnerstag für mehr bezahlbaren Wohnraum demonstriert. Besonders Obdachlose litten unter der Not, weil es für sie immer seltener eine eigene Wohnung gäbe, warnte Bündnis-Sprecher Joachim Barloschky.

Zusammen mit Betroffenen rollte die Initiative zwei „Schlafmobile“ der Künstlerin Alexandra Bremer vor die Bremische Bürgerschaft, um öffentlich auf die prekäre Situation aufmerksam zu machen. Allein in Bremen wird die Zahl der Wohnungslosen auf 600 geschätzt, mit steigender Tendenz. Nach Vorbildern aus den USA hat die Künstlerin bisher zwei nur wenige Quadratmeter große Minihäuschen auf Rädern fertiggestellt, damit Obdachlose wenigstens einen abschließbaren Rückzugsort haben. Vier weitere sind in Arbeit. Sie sieht die zunächst von ihr finanzierten „Schlafmobile“ aber genauso wie Barloschky und die diakonische Wohnungslosenhilfe als Notbehelf. Bertold Reetz, Leiter der Wohnungslosenhilfe beim Bremer Verein für Innere Mission betonte: „Das hilft im Moment, ist aber keine Alternative zu einer richtigen Wohnung.“

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe befürchtet, dass bis 2016 die Wohnungslosenzahlen auf 380.000 steigen könnten. Das sei ein Zuwachs um ein Drittel gegenüber dem Jahr 2012, sagte Geschäftsführer Thomas Specht. „Die zunehmende Verarmung immer breiterer Bevölkerungsschichten und der extrem angespannte Wohnungsmarkt sind hauptsächlich für den massiven Anstieg der Wohnungslosigkeit verantwortlich.“ Die Situation könnte sich Experten zufolge noch weiter zuspitzen, weil vermehrt auch für Flüchtlinge und Studierende preiswerte Unterkünfte fehlen.

Barloschky forderte deshalb für Bremen unter anderem ein zusätzliches kommunales Neubauprogramm von 5.000 Sozialwohnungen. Auch müsse die Stadt Mietwohnungen von Investoren zurückkaufen, um Einfluss auf die Wohnungsfrage und die Quartiersentwicklung nehmen zu können. Wichtig sei zudem, dass die Polizei die Schlafmobile dulde, damit die Obdachlosen mit ihren Hütten nicht ständig weiterziehen müssten. Eine Standgenehmigung für die Notquartiere auf öffentlichem Grund gibt es nämlich nicht. (epd)

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen