LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

„Geschickte“ Sichtweise

betr.: „Rückstellungen kann man nicht verzocken“,taz vom 15. 7. 15

Die Rückstellungen sind reales Geld, das fiktiven Rechnungen gegenübergestellt wird, damit der Gewinn rechnerisch kleiner ausfällt und Steuern gespart werden können. Anschließend kann dieses Geld sofort weiterverwendet werden für Managergehälter, Prämien, Investitionen etc., denn noch existiert ja gar keine Rechnung. Wird sie für das Rückbauen der AKWs dann gestellt, heißt es: „Es ist leider nix mehr da.“ Und: „Wir brauchen ein neues Geschäftsfeld, damit wir das Geld für den Rückbau verdienen können.“ Eigentlich müssten nach der Rückstellung sofort Rücklagen (!) in genau der Höhe der Rückstellungen gebildet werden, die nicht als Risikokapital verwendet werden dürfen, bevor die tatsächliche Rechnung gestellt ist. Dann wäre der Rückbau finanziell gesichert. So nicht!

Ich bitte ganz ernsthaft darum, die „geschickte“ Sichtweise des von solaren Medien womöglich geblendeten Herrn Allnoch zu entlarven als das, was sie ist: eine spöttische Bemerkung zu Bürgers Bild vom Staat. Wir leben in einer Scheinwelt aus Begriffen, die wir zu verstehen glauben, die aber durch Spezialisten aller Herkunft schon längst umgedeutet oder neugeschöpft wurden. Und es ist immer zu unserem Schaden, zum Schaden des Gemeinwohls und der Gesellschaft. RALF LIEBERS, Sankt Augustin

Augenwischerei

betr.: „Rückstellungen kann man nicht verzocken“,taz vom 15. 7. 15

Rückstellungen könne man nicht verzocken, so Norbert Allnoch unwidersprochen im Interview. Selbstverständlich kann man Rückstellungen verzocken! Ohne hinterlegte Geld- und Sachwerte, die im Bedarfsfall im nötigen Umfang liquidiert werden können, ist die schönste Rückstellung nutzlos und nicht mehr als bilanzielle Augenwischerei. Schade, dass die taz das nicht so klar sagt. ACHIM HOHLFELD, Herne

Es wird nicht gespart

betr.: „Griechenland & USA“, taz vom 15. 7. 15

In fast allen deutschen Medien lese und höre ich immer wieder von Sparpolitik, wenn Kürzungen gemeint sind. Es wurde und wird nichts gespart in Griechenland, lediglich gekürzt. Bitte zumindest in der taz kürzen nicht mit sparen verwechseln.

JÜRGEN LOHUIS, Dortmund

Menschenverachtend

betr.: „Sehnsuchtsort und Flüchtlingsfalle“, taz vom 13. 7. 15

Flüchtlinge, die sich auf Parkbänken ausruhen, und achtlos vorbei radelnde Touristen – wenn es das nur wäre! Durch die ausgewählten Fotos von der ägäischen Insel Kos erscheint die Situation fast harmlos. Einzig der Artikel „Wir hatten ein schönes Leben“ lässt das ganze Grauen einer Flucht von Syrien nach Europa fühlbar werden. Ich weiß aus eigener Erfahrung von der Insel Lesbos, das dort mittlerweile 1.000 Flüchtlinge täglich ankommen,und es gibt immer noch keine organisierte Hilfe.

Auch darum müssen sich die Parlamentarier in Athen in dieser angespannten Situation noch kümmern! Aktuell berichten die Helfer von unhaltbaren hygienischen Zuständen im überfüllten provisorischen Auffanglager Kara Tepe und Hungerrevolten im Camp Moria. Vor diesem Hintergrund ist das Geschachere der Eurobonzen in Brüssel unerträglich. Griechenland soll zur Strafe (für Linkswählen, Ochi, Unfähigkeit usw.) Gras fressen und die 50.000 Flüchtlinge im Land gleich mit dazu. Es ist menschenverachtend. CHRIS KREIS, Unna

Der Grexodus wird kommen

betr.: „Griechenland jetzt Chefsache“, taz vom 13. 7. 15

Grexit hin oder her. Die griechische Bevölkerung ist unter das griechische und internationale Finanzkapital gefallen, das es mit billigen Drogen (wie bei Überziehungskrediten) abhängig, pseudodemokratisch belogen, jetzt intensivstationsreif machte. Daraus wird ein Grexodus der fitten Griechen nach Deutschland stattfinden, ihr Fehlen wird Neuinvestitionen unattraktiv machen. Oliven, Wein und Tourismus reichen nicht als Exporte.

Das Kapital ist als Erstes nach London und Berlin geflohen und verteuert dort die Immobilienpreise bis hinunter zu den Mieten. Restliche Gewinne fließen hinterher. Hotels werden verhökert und stehen lange leer. Das Kapital kommt zurück und macht Schnäppchen, denn es hat den längeren Atem.

CLAUS-RÜDIGER MARTIN, Braunschweig

Irrationale Verklärung

betr.: „Gottkönigs Geburtstag“, taz vom 6. 7. 15

Herrlich euer Geburtstagsartikel zu Gottkönig. Nur eins ist nicht geklärt: Wieso gibt es diese irrationale Verklärung in Deutschland? BARBARA WEILER, Fulda