: „Anteile einfach abstottern“
VERHANDLUNG Gängeviertel startet Kulturprogramm und will mit der Stadt ins Gespräch kommen
49, Kunstschmiedin, Bildhauerin und Gestalterin ist seit 2009 im Gängeviertel aktiv.
taz: Frau Ebeling, wieso hört man nichts mehr aus dem Gängeviertel?
Christine Ebeling: Wir haben zur Zeit sehr viele Baustellen. Vor allem bereiten wir uns auf die Verhandlungen mit der Stadt vor, die weitergehen sollen. Im Februar gab es ja einen Planungsstopp. Wir wollen jetzt weiter sanieren und müssen aushandeln, wie.
Was ist der größte Streitpunkt?
Die Selbstverwaltung des Gängeviertels soll endlich per Vertrag abgesichert werden. Eine große Unsicherheit besteht für uns darin, dass wir seit sechs Jahren für dieses Viertel, also auch für die Stadt, arbeiten, und noch unklar ist, wie wir in die Zukunft gehen.
Warum ist es so wichtig, dass sich die künftigen MieterInnen in die Genossenschaft einkaufen?
Ein Kollektiv wie das Gängeviertel kann nur funktionieren, wenn die Leute, die mit im Boot sitzen, sich der Sache verpflichtet fühlen. Die Grundlage dafür ist das Genossenschaftsmodell. Von Seiten der Stadt hieß es von Anfang an, dass es früher oder später zu einer Übernahme durch die Genossenschaft kommt. Dafür müssen wir einen Eigenanteil aufbringen, deshalb brauchen wir die Genossenschaftsanteile.
Müssten Sie eine bürgerliche Kategorie wie Eigentum nicht eigentlich ablehnen?
Das tun wir. Aber es gibt ja diverse Formen von Eigentum. Wie früher im Sinne der Kommune üblich, wollen wir langfristige Erbpachtverträge abschließen. Die Häuser werden für die Dauer der Erbpacht selbst verwaltet, bleiben aber im Eigentum der Stadt, gehören also allen. Das haben wir immer gefordert.
Für künftige MieterInnen ist es vor allem eine finanzielle Hürde.
Ja, aber man hat Zeit, die Anteile abzustottern. Außerdem bürgt die Genossenschaft für die Kaution. Daher ist die Belastung kleiner als auf dem normalen Wohnungsmarkt.
Wie sind die Verhandlungen mit der Stadt denn bisher gelaufen?
Wir warten gerade auf Rückmeldungen. Der letzte Termin wurde uns wenige Stunden vor Beginn abgesagt. Der nächste ist voraussichtlich am 10. August. Viel zu spät, denn Anfang Oktober sollen schon die nächsten beiden Gebäude bezogen werden. Interview: KSCH
Start des Soli-Kulturprogramms für ein selbst verwaltetes Gängeviertel: 20 Uhr, Schiers Passage, Valentinskamp 38
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