Doppelgespann im Achter

Rudern Die Brüder Eric und Torben Johannesen wollen in einem Boot sitzen – bei Olympia in Hamburg

Der Wind rauht das Wasser auf. Eric Johannesen, Welt- und Europameister sowie Olympiasieger im deutschen Ruder-Achter, und sein sechs Jahre jüngerer Bruder Torben blicken hinaus auf die Dove-Elbe bei Hamburg-Allermöhe. Die beiden Ruderer trainieren beim RC Bergedorf – für Olympia.

In Gedanken malen sich die Brüder aus, wie alles werden könnte, in neun Jahren, wenn Hamburg tatsächlich die Olympischen Spiele 2024 ausrichten dürfte. Dann würden auf der Dove-Elbe im Südosten der Stadt die Wettbewerbe im Rudern, Kanu und Kajak stattfinden.

Dafür wären einige Baumaßnahmen nötig: Die Ruderer bräuchten ein Acht-Bahnen-System, ein neuer Zielturm müsste gebaut, das Leistungszentrum erweitert werden, sagt der 26-jährige Eric Johannesen. Freie Flächen gebe es dafür. „Die Strecke hat das Potenzial, alles zu realisieren. Und es wäre ein Traum, in der Heimatstadt dabei zu sein“, sagt er. Der Sportler sitzt seit 2011 im Achter, dem Flagschiff des Deutschen Ruderverbandes (DRV).

Wenn in den traumhaften Plänen der Geschwister nur das Beste zusammenkäme, säßen die beiden Johannesens im Spätsommer 2024, bei den Spielen vor der Haustür, gemeinsam im Achter. Eric Johannesen wäre dann 36 Jahre alt. Das Vorhaben, in diesem Alter noch einen Platz im Deutschland-Achter zu ergattern, ist zwar ambitioniert, nicht zuletzt wegen der großen Konkurrenz im eigenen Land. Unmöglich ist es aber nicht.

Olympia in Hamburg ist für Torben Johannesen, den Junior, der im Zweier, Vierer und Achter sitzt, eine grandiose Perspektive. „Am besten wäre es mit Eric in einem Boot. Klappt das nicht, würde Eric auf der Tribüne sitzen, so wie ich es oft bei seinen Läufen gemacht habe. Und dann würde ich hier ins Ziel fahren“, sagt der Lehramtsstudent.

Eric Johannesen traut seinem Bruder den Sprung in den Deutschland-Achter zu: „Torben hat sich toll entwickelt. Er geht seine Schritte, wird seinen Weg machen.“ Bei der U23-Weltmeisterschaft 2014 war Torben Johannesen Schlagmann im Deutschland-Achter und wurde Vierter. Der Traum von Olympia in einem Boot könnte für die Brüder in zwei Jahren realer werden – wenn in Perus Hauptstadt Lima als großer Gewinner der Name „Hamburg“ verlesen wird.

Eric Johannesen sieht die Aussicht auf Olympische Spiele in der Hansestadt eindeutig mehr als große Chance denn als Risiko infolge der schwer kalkulierbaren Kosten. „Das können tolle Spiele werden. Hamburg könnte ein Zeichen setzen: Weg vom Gigantismus, hin zu nachhaltigen Spielen, die jetzt nicht immer größer werden müssen.“

Hamburg ist mit seinen Olympiaplänen am Mittwoch einen Schritt weitergekommen: Die Bürgerschaft hat das Referendum mit großer Mehrheit beschlossen. In vier Monaten entscheiden die Einwohner darüber, ob es dort 2024 Olympische Spiele geben soll. Und sollte es eine Mehrheit dafür geben, steht Hamburg bei der Wahl zur Ausrichterstadt, in zwei Jahren in Lima, in Konkurrenz zu Boston, Paris, Rom und nun auch zu Budapest. gör