: Das Tuch ist bloß ein Symbol
Kommentar
von Anna Klöpper
Diskussion über Kopftuchverbot für Lehrerinnen
Weise waren die Delegierten der Weimarer Nationalversammlung, als sie im Jahre 1919 die Trennung von Kirche und Staat beschlossen. Denn Religion und der demokratische Staat, das geht nicht zusammen: Die Kirche glaubt, die Politik diskutiert. Glaube ist aber nicht verhandelbar – und deshalb zutiefst undemokratisch.
Bei der nun wiederaufgeflammten Debatte, ob das pauschale Kopftuchverbot für Berliner Lehrerinnen rechtens ist, ist das Neutralitätsgebot des Staates aber nun – anders, als es die CDU suggerieren möchte – zunächst mal gar nicht in Gefahr. Das Kopftuch allein ist erst mal nichts mehr als ein Symbol, es macht den inneren Glauben nach außen hin sichtbar – mehr nicht.
Die „konkrete Gefahr“
Entscheidend ist vielmehr, und das sagt auch das von der SPD in Auftrag gegebene Rechtsgutachten, die Geisteshaltung des jeweiligen Kopfes unter dem Tuch. Besteht eine „konkrete Gefahr“ für die „weltanschaulich-religiöse Neutralität“ des Landes? Das Wörtchen „konkret“ ist hier das Entscheidende.
Religiöse Symbole hätten in Klassenzimmern nichts zu suchen, sagt die CDU. Symbole sind aber nicht das Problem, denn sie tun erst mal niemandem weh. Als viel problematischer könnte man da schon die reale Verquickung von (christlicher) Kirche und Staat diskutieren. Kirchengebäude werden mit Steuergeldern unterhalten, christliche Kindergärten und Schulen bekommen ebenfalls staatliche Zuwendungen.
Gut also, dass das Neutralitätsgesetz auf dem Prüfstand steht. Soll doch jeder glauben, was er will – die Neutralität des Staates ist dadurch allein noch lange nicht in Gefahr.
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