: Endlich Streit an Schwankhalle
OFF-BÜHNE Mit einem Jahr Verzögerung tritt das neue künstlerische Leitungsteam der Schwankhalle an. Es verspricht, das Programm durch streitbare Projekte und queere Kontroversen zu erneuern – und kehrt vorsichtshalber wieder zu einem klassischen Preissystem zurück
Am 12. September startet die Schwankhalle in ihre erste Saison unter neuer Programm- und Geschäftsleitung. „Streitbare Projekte“ will Pirkko Husemann, neue Programmleitung, dem „diskutierfreudigen Publikum in Bremen“ bieten.
So wird ein Projekt Ende des Jahres dokumentarische Filmaufnahmen einer Frau in ihrem letzten Lebensabschnitt zeigen, kommentiert mit Sterbewünschen. „Dass dieses Projekt nach der Abstimmung zur gesetzlichen Neuregelung der Sterbehilfe gezeigt wird, ist zwar Zufall, kann so aber zur Diskussion beitragen“, so Husemann. Als inhaltliche Neuerung wertet sie die feministische und queere Auseinandersetzung, die mit ihr an der Schwankhalle Einzug halte. Weiterhin thematisiert werden soll Inklusion.
Florian Ackermann, zuletzt künstlerischer Leiter des LAB-Frankfurt und an der Schwankhalle Husemanns Ko-Kurator, betont, dass die Leitung nicht selbst inszenieren werde. Man plane die Schwankhalle künftig als Künstlerhaus zu etablieren. Drei Probebühnen und zwei Gästewohnungen können für künstlerische Forschung und Proben zur Verfügung gestellt werden. Die KünstlerInnen werden von der Leitung ausgewählt. Voraussetzung sei, dass es sich um fest bestehende Ensembles mit eigenen Texten handelt.
Das Festival „Out now“ mit dem Theater Bremen soll laut Husemann bereits im kommenden Jahr „mit leicht verändertem Profil“ wieder stattfinden. Zur Eröffnung wird das Festival „Hand anlegen“ veranstaltet, danach sollen 2015 pro Woche je eine Aufführung, ab 2016 je zwei Aufführungen die Woche stattfinden.
Eine Änderung wird dem Publikum definitiv auffallen: Das bisherige Preissystem „Bezahl was Du willst!“ ist passé. Stattdessen sind die Preiskategorien nun klassisch ausgerichtet. Studierende erhalten zwar ermäßigten Eintritt, Karten für drei Euro sind aber nur noch gegen Vorlage des Bremen-Passes erhältlich.
Dabei war der gezahlte Durchschnittspreis laut Husemann nicht das Problem. Die Ausrichtung der Vermarktung solle sich jedoch ändern. Zwar sagt die Programmleiterin, sie „will nicht ständig über den Wert von Kunst diskutieren“, aber ein bisschen experimentellen Künstlercharme verliert die Schwankhalle damit dennoch. Nele Wagner
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