Kolumne The Final Countdown: Noch ein Tag bis zur Griechen-Pleite
Aus der Schuldenkrise eines kleinen Landes wurde eine Krise für den Euro. Nun geht es nur noch darum, den Schein zu wahren.
Nun steuert unser finaler Griechenland-Countdown auf sein Ende zu: Pünktlich haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Sparringspartner Alexis Tsipras ihre ultimativen Reformpläne vorgelegt. EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker gibt den altersmilden Schlichter. Begleitet wird das Ganze von Syriza-Drohungen und Weltuntergangsszenarien.
Doch man ahnt, wie es ausgeht: mit einer neuen Hängepartie, bei der unverständliche Papiere hin- und hergeschoben und halbseidene Kompromisse ausgearbeitet werden. Statt um einen Wachstumsplan für Griechenland geht es um Erbsenzählerei. „Die Zahlen müssen stimmen“, betont Finanzminister Wolfgang Schäuble. Dabei stimmen die schon seit Jahren nicht mehr.
Die Vorgaben der Gläubiger waren zu hart, die Prognosen zu optimistisch. Aus der Schuldenkrise eines kleinen Landes, das nicht einmal die Wirtschaftskraft Bayerns hat, wurde eine existenzielle Krise für den Euro. Nun geht es nur noch darum, den Schein zu wahren. Die Zahlen müssen so lange gedreht werden, bis neue, wieder unrealistische Zielmarken erreicht sind.
Die Arbeitnehmer und Rentner sind dabei die abhängigen Variablen. Der Internationale Währungsfonds, der die Rechentricks nicht länger mitmachen wollte, wurde von Merkel dazu verdonnert, dabeizubleiben. Erst einmal.
Und zur Not wird der Countdown einfach verlängert. Dann kommt eine neue Deadline – der 30. Juni oder ein Termin mitten in den Sommerferien, wenn kein Hahn mehr nach Hellas kräht. Wie langweilig. Und wie traurig.
Leser*innenkommentare
Georg Schmidt
wenn man überlegt, wieviel allein FRau Merkel, Stunden in diese sinnlosen Verhandlungen geflossen sind und es nimmt kein Ende, man hat einfach den Zeitpunkt eine generelle Lösung längst verpasst, die Griechen lachen sich ins Fäustchen die Reichen behalten ihr Geld und bekommen noch mehr, die Armen werden weiterhin verarscht!
wxyz
Man darf wohl zu Recht davon ausgehen, daß in Griechenland auch noch Millionen oder Milliarden an Schwarzgeldern oder an veruntreutem Vermögen geparkt sind, eben deshalb, weil jeder Staat, in dem nichts funktioniert und Unredlichkeit aller Art ohne Mühe möglich ist, für Geldwäsche geeignet ist.
Somit kann man das Retten Griechenlands um jeden Preis auch einmal quer denken und die Frage aufwerfen, ob sich die sog. Rettung vielleicht nur (in Abhängigkeit von der Durchsetzungskraft einer halbseidenen Lobby) auf das Retten von Schwarzgeldern bezieht, die ja im Fall der Pleite und des Euro-Austritts ebenfalls futsch wären.